Im Sport bedeutet Fairplay mindestens, das für alle Parteien gültige Regelwerk anzuerkennen und annähernd die gleichen Ausgangsbedingungen für die Kontrahenten zu schaffen. Wer ein Foul begeht, sollte die dafür vorgesehene Strafe bekommen. Zwei Mannschaften starten mit der gleichen Anzahl von Spielern und alle Läufer eines Rennens starten zur selben Zeit an derselben Linie.
Die Vorstellung, dass es so und nur so gerecht zugeht, spiegelt in erster Linie unser Verständnis von Leistung wieder. Der Sparkassenwerbespot für die Sportförderung stellt dieses allgemein anerkannte Prinzip infrage und regt dazu an, auch über das Verhältnis von Leistung und Anerkennung in anderen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens nachzudenken.
Fragen der Gerechtigkeit betreffen den Menschen in allen Stadien seines Lebens. Man kann etwa an unterschiedlich alte Geschwister denken, deren Privilegien und Pflichten sie ständig auf dem Prüfstand der elterlichen Gerechtigkeit austariert wissen wollen. In der Schule stehen Lehrkräfte ununterbrochen vor der Schwierigkeit die verschiedenen an Sie herangetragenen Werte in Handeln zu übersetzen: Objektivität, Gerechtigkeit, Gleichbehandlung, Differenzierung etc. Die inneren Widersprüche machen dies schon im Ansatz zu einer unlösbaren Aufgabe. Es gilt also, sich mit den Bedingungen von Schule und Schülerschaft und mit den angeführten Werten tiefergehend zu beschäftigen und diese den Betroffenen zu plausibilisieren. Denn es wird sich mit den Schülerinnen und Schülern schwerlich über Gerechtigkeit debattieren lassen, wenn sie Lehrerhandeln überwiegend als ambivalent und ungerecht empfinden.
Kernkompetenz: Grundformen biblischer Überlieferung und religiöser Sprache verstehen.
Jahrgang: 1 – 12
Arbeitsformen: Filmanalyse, Bibelarbeit, kreatives Schreiben, Diskutieren, Kommentieren, Beurteilen
Methodisch-Didaktisches Vorgehen
Inhaltsverzeichnis
Einstieg — Vorstellungen von Gerechtigkeit
Was ist eigentlich fair im Sport?
- Der Schiedsrichter sieht ein Foul nicht und die gegnerische Mannschaft gewinnt.
- Eine Mannschaft hat mehr Geld für Trainingsgeräte und teure Spieler als eine andere.
- Im Schulsport wurden beim Basketball alle großen Schüler in eine Mannschaft gewählt, alle kleinen in die andere.
- Beim Sprint startet die langsamste Schülerin etwas zu früh. Sie kommt ganz knapp als erstes in Ziel. Weil die Lehrerin es nicht bemerkt, zählen die Zeiten trotzdem.
- Tom und Peter wären beide gerne besser im Fußball. Toms Eltern können sich die Mitgliedschaft im Fußballverein leisten, Peters Eltern jedoch nicht.
- Ein eher unsportlicher Junge, der sehr gerne mitspielen würde, muss beim Fußballspielen immer auf der Ersatzbank sitzen.
- Zwei Freundinnen haben sich zum Ziel gesetzt ihre Zeiten im 100m-Lauf zu verbessern. Sie trainieren immer zusammen strengen sich nahezu gleich stark an. Am Ende konnte aber nur eine der beiden Freundinnen ihre Zeit so verbessern, dass sie beim Testat auch eine bessere Note bekommen hat.
- Wählt zwei Fälle aus und begründet, ob ihr das Beschriebene für gerecht oder ungerecht haltet.
Filmarbeit — Das fairste Rennen der Welt
1. Schritt: Seht euch den ersten Teil des Clips an. (bis 1:25)
- Beschreibt die Sportart Sprint und die dazugehörigen Regeln.
- Diskutiert welcher Läufer bzw. welche Läuferin das Rennen wohl gewinnen wird. (Zuerst in Kleingruppen und dann im Plenum)
2. Schritt: Seht euch den Clip nun komplett an.
Die aufgelisteten Aufgaben können reduziert, kombiniert und ergänzt werden. Aufgaben und gegebenenfalls Operatoren müssen unter Umständen der Altersstufe angepasst werden. Ein chronologisches Abarbeiten soll hier nicht intendiert werden.
- Benennt jene Stelle, an welcher es eine überraschende Wendung gab (in Analogie zum Moment der Extravaganz in der Gleichnisexegese). Beschreibt, was ihr als Ausgang erwartet hättet.
- Bewertet den Ausgang des Rennens unter dem Gesichtspunkt von Fairness bzw. Gerechtigkeit.
- Diskutiert eure Meinungen miteinander und setzt sie mit den vorherigen Überlegungen in Beziehung.
- Skizziert einen Pokal, eine Medaille oder ein Siegerpodest, welche/r/es zum Ausgang des Rennens passt und begründet dies schriftlich.
- Skizziert eine Startbahn und vermerkt zu den einzelnen Personen welche Voraussetzungen für das Rennen mitbrachten und welche Leistungen sie erbrachten.
- Der Clip macht Werbung für die olympische Sportförderung. Diskutiert die Frage, wie die faktische Ungleichbehandlung hier mit den beiden bekannten Olympischen Mottos vereinbar ist. („Schneller, höher, stärker bzw. weiter“ und „Dabei sein ist alles“)
- Formuliert die Kernaussage des Clips zur Frage von Leistung, Gleichheit/Gleichbehandlung und Erfolg.
- Vergleicht den Ausgang des Clips mit euren Erfahrungen. (z.B. im Sportunterricht, aber auch in anderen Unterrichtsfächern und in sonstigen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens)
- Diskutiert in Kleingruppen in welchen Bereichen des Lebens die Gerechtigkeitsfragen auftreten, welche etwas mit ungleichen Voraussetzungen, Leistung und Erfolg/Anerkennung zu tun haben. Formuliert konkrete Fragen zu euren Überlegungen.
- Beurteilt, ob der Titel des Clips gerechtfertigt ist.
- Startet in Form von Kommentaren zum Video eine Diskussion zum Clip (und postet diese unter dem Video auf YouTube).
Bibelarbeit — Die Arbeiter im Weinberg
An dieser Stelle können natürlich altbewährte Methoden der Erschließung des vorliegenden Gleichnisses ebenso gut genutzt werden. Es sollte aber darauf geachtet werden, dass eine überleitende Verknüpfung zur Filmarbeit geschaffen wird. Die letzte Aufgabe (Entwurf eines Szenarios) ist sicher gut geeignet, um sie in Umfang und Form zu einer größeren produktorientierten Projektarbeit zu erweitern. Ebenso sind Vertiefungen zum Reich Gottes je nach Konzeption der Einheit, in welche diese Episode eingebettet ist, sicher sinnvoll möglich.
- Lest das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg.
- Benennt jene Stelle, an welcher es eine überraschende Wendung gab. Beschreibt jenen Ausgang des Gleichnisses, den ihr erwartet hättet.
- Erklärt, worin der Unterschied zwischen der Leistungsgerechtigkeit und der Gerechtigkeit Gottes liegt.
- Vergleicht das Gleichnis mit dem Clip vom fairsten Rennen der Welt.
- Entwerft gemeinsam Szenarien, in welchen in einem bestimmten Bereich unseres Zusammenlebens nicht mehr die Leistungsgerechtigkeit, sondern die Gerechtigkeit Gottes maßgebend ist. Stellt eure Visionen in der Klasse vor und diskutiert eure Ideen.
Anknüpfungspunkte zur Vertiefung und weiteren Arbeit
- Inklusion im Schulsystem und das System der Nachteilsausgleiche
- Projektarbeit zum Thema „gerechte(re) Schule“
- Geschlechtergerechtigkeit
- Lohngerechtigkeit – Arm und Reich
- Umgang mit Verschiedenheit im Allgemeinen (Bereich Anthropologie)
- Menschen mit Behinderung im Beruf (sehr gutes Material: „Schwerbehinderte im Erzbischöflichen Ordinariat München”, ebenso: Das „Das Vorstellungsgespräch/The Interviewer”)
- …und ihre Stimmen kehrten zurück — 31. Oktober 2022
- Was im Leben zählt — 1. Mai 2022
- Dating 2.0 — Das digitale Geschäft mit der Liebe — 1. Januar 2022
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