Jeden Tag begegnen wir unseren Mitmenschen. Bei Familie und Freunden freuen wir uns, sie zu sehen und wissen meist, wie der andere „tickt”, wenn er wieder etwas schrullig daher kommt. Bei Fremden oder sogar Klassenkameraden, mit denen man nicht so viel zu tun hat, tun wir uns aber oft schwer, ihnen offen zu begegnen. Gerade wenn der andere eben etwas anders ist, als man selbst oder sich nicht so verhält, wie man es erwartet. Vorurteile und die Meinung anderer beeinflussen unsere eigenen Einstellungen, wenn auch nicht immer bewusst. Wenn wir immer hören: „Der große Blonde aus der Parallelklasse ist komisch, zieht sich eigenartig an, hat keine Freunde, hat keine guten Noten…” — automatisch ergibt das für uns ein Bild, dass wir uns lieber auch fernhalten sollten. Was wissen wir aber wirklich von dem Jungen? Und wäre nicht Jesus eigentlich ganz offen auf gerade eben diesen Jungen zugegangen?
Kernkompetenz: Entscheidungssituationen der eigenen Lebensführung als religiös relevant erkennen und mit Hilfe religiöser Argumente bearbeiten
Jahrgang: 8 – 9, Berufsschule
Arbeitsformen: Bildrundgang, Filmarbeit, Bibelrecherche, Diskussion, Was wäre wenn?, Gruppenarbeit
Hintergrundinformationen:
Wie kann man Empathie lernen: https://www.lernen.net/artikel/empathie-mitgefuehl-lernen-depo-1791/
Phase 1: Einstieg ins Thema — Aktivierung
- Die untenstehenden 6 Bilder werden in Farbe auf A4 ausgedruckt und auf ein leeres A2/A1-Plakat geklebt. Die Plakate werden mit genügend Abstand an den Wänden/Tafeln/Pinnwänden im Klassenraum aufgehangen. Zu jedem Plakat gibt es einen Aufgabenzettel und einen Stift. Die Schüler*innen teilen sich in 6 Kleingruppen, wobei sich die Gruppen je einem Plakat zuordnen. Die Gruppen haben nun 4 Minuten Zeit, sich zu den folgenden Fragen zu dem Plakat auszutauschen und Stichpunkte auf das Plakat zu machen (nach jeweils 4 Minuten wird gewechselt bis alle Gruppen die 6 Plakate bearbeitet haben):
- Burgerladen: 1. Was seht ihr? (Menschen, Umfeld, Situation) 2. Was denkt ihr, wenn ihr diese Situation/diese Personen auf dem Bild seht? Warum? 3. Was könnte die Frau im Vordergrund auf dem Bild denken?
- Haltestelle: 1. Was seht ihr? (Menschen, Umfeld, Situation) 2. Was denkt ihr, wenn ihr diese Situation/diese Personen auf dem Bild seht? Warum? 3. Was könnte der junge Mann im Rollstuhl denken?
- Supermarkt: 1. Was seht ihr? (Menschen, Umfeld, Situation) 2. Was denkt ihr, wenn ihr diese Situation/diese Personen auf dem Bild seht? Warum? 3. Was könnte die Kassiererin denken?
- Spielplatz: 1. Was seht ihr? (Menschen, Umfeld, Situation) 2. Was denkt ihr, wenn ihr diese Situation/diese Personen auf dem Bild seht? Warum? 3. Was könnte der alte Mann auf der Bank denken?
- U‑Bahn 1: 1. Was seht ihr? (Menschen, Umfeld, Situation) 2. Was denkt ihr, wenn ihr diese Situation/diese Personen auf dem Bild seht? Warum? 3. Was könnte der Junge denken?
- U‑Bahn 2: 1. Was seht ihr? (Menschen, Umfeld, Situation) 2. Was denkt ihr, wenn ihr diese Situation/diese Personen auf dem Bild seht? Warum? 3. Was könnte der Mann am Fenster denken?
- Die letzte Kleingruppe, die vor dem jeweiligen Plakat steht, stellt nun die notierten Ergebnisse auf dem Plakat vor. Sollte etwas vergessen worden sein, können die anderen Gruppen ergänzen.
- Vermutet, zu welchem Thema diese Bildausschnitte einen Kurzfilm ergeben könnten.
Phase 2: Filmsichtung
- Schaut euch den Kurzfilm „Was wisst ihr denn eigentlich schon davon?” (https://youtu.be/1YahzpDXXkU) an und macht euch während der Sichtung Stichpunkte zu den Gedanken der einzelnen Figuren. Was denken sie? Was haben sie für ein Problem?
- Vergleicht die Aussagen der Protagonisten des Films mit euren Vermutungen vom Plakatrundgang. Konntet ihr euch denken, was die Personen für Probleme haben oder haben euch ihre Gedanken überrascht?
- Tauscht euch mit eurem Nachbarn aus: Habt ihr bereits selbst ähnliche Erfahrungen gemacht, dass ihr Menschen mit Vorurteilen entgegengetreten seid, ohne sie wirklich zu kennen?
- Der junge Vater in der U‑Bahn am Ende des Films denkt an den Wunsch seines 4‑jährigen Sohnes nach einem Clown zum Geburtstag und stellt fest: „Wenigstens hat er was gesagt.” — Nehmt Stellung, was der Autor des Films wohl damit meinen könnte und welche Botschaft der Film überbringen will. Bezieht in eure Überlegungen auch den Filmtitel „Was wisst ihr denn eigentlich schon davon?” mit ein.
Phase 3: Was hätte Jesus getan?
- Zwei Aussagen Jesus, an denen er sein Leben und Wirken ausrichtete finden sich in Markus 12, 31: „[…] Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. […]” sowie in Matthäus 7, 12: „Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihr ihnen auch! […]”. Erklärt, was das für das eigene Verhalten und das Zusammenleben bedeutet.
- Teilt euch in Kleingruppen und recherchiert jeweils eine der folgenden Geschichten in der Bibel oder online unter https://www.bibleserver.com/LUT:
- Die Heilung eines Blinden bei Jericho (Lukas 18, 35 – 43)
- Die zehn Aussätzigen (Lukas 17, 11 – 19)
- Die Heilung eines Aussätzigen (Lukas 5, 12 – 16)
- Die Berufung des Levi und das Mahl mit den Zöllnern (Lukas 5, 27 – 32)
- Der barmherzige Samariter (Lukas 10, 25 – 37)
- Die Heilung einer verkrümmten Frau am Sabbat (Lukas 13, 10 – 17)
- Gebt die Geschichten im Plenum kurz wieder und arbeitet heraus, wie sich Jesus Leitsprüche aus 1. in seinem Handeln wiederspiegeln.
- Diskutiert, ob man andere lieben kann, wenn man sich selbst nicht liebt.
- Was wäre, wenn? — Denkt noch einmal zurück an die Personen aus dem Kurzfilm. Jeder nimmt sich zwei Zettel und schreibt darauf jeweils eine Frage, die mit „Was wäre, wenn…” beginnt. Beispiele: Was wäre, wenn die Kassiererin im Supermarkt ihre Kollegin geholt hätte, um den Mann abzukassieren? Was wäre, wenn die Frau mit Kopftuch den jungen Mann im Rollstuhl freundlich gegrüßt hätte? Was wäre, wenn das kleine Mädchen dem alten Mann hinterhergelaufen wäre, um ihm sein Foto zu bringen? Was wäre, wenn Jesus dem Jungen mit dem aufgeschlagenen Knie begegnet wäre? … Alle Zettel mit den Fragen werden eingesammelt und gemischt. Nun zieht jeder nacheinander einen der Fragezettel und versucht, die Frage darauf zu beantworten.
- Formuliert gemeinsam 10 Leitlinien für ein gelingendes Miteinander.
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