Ich mach heut nichts, was etwas nützt!

Du Nichts­nutz“ ist wohl sel­ten bis nie als Kom­pli­ment gemeint. Im Lied der Sän­ge­rin Judith Holo­fer­nes wird das nicht­nüt­zi­ge Dasein hin­ge­gen zum höchs­ten Ziel aus­er­ko­ren. Die Künst­le­rin lädt uns ein über die Ver­zwe­ckung unse­rer (Frei-)Zeit nach­zu­den­ken, was es wie­der­um ermög­licht ver­schie­de­ne didak­ti­sche Fähr­ten mit den Schü­le­rin­nen und Schü­lern zu ver­fol­gen. Und gera­de direkt nach den Som­mer­fe­ri­en bie­tet es sich an im Unter­richt unse­re Ansich­ten über Arbeit, Zeit, Müßig­gang und Fau­len­ze­rei in den Blick zu nehmen.

Grund­sätz­lich ist die The­ma­tik für alle Alters­stu­fen geeig­net. Mit älte­ren Schü­lern etwa kann eine theo­lo­gi­sche Deu­tung von Reich­tum in den Blick genom­men wer­den. Gera­de mit jün­ge­ren Kin­dern erscheint es emp­feh­lens­wert ihre Gedan­ken zum Selbst­wert im Ver­hält­nis zu ihrem „Nut­zen“ bzw. ihrer sinn­vol­len Nut­zung von Zeit als Vor­be­rei­tung auf das Erwerbs­le­ben zu thematisieren.

Im Fol­gen­den wer­den Bau­stei­nen und mög­li­che Erar­bei­tungs­schrit­te skiz­ziert, wel­che nach Bedarf arran­giert wer­den können.

Kern­kom­pe­tenz: Ethi­sche Ent­schei­dungs­si­tua­tio­nen im indi­vi­du­el­len und gesell­schaft­li­chen Leben wahr­neh­men, die christ­li­che Grund­le­gung von Wer­ten und Nor­men ver­ste­hen und begrün­det han­deln können.

Jahr­gang: 1 – 12

Arbeits­for­men: Text­ana­ly­se, krea­ti­ves Schrei­ben, Pre­digt­ar­beit, Bild­be­trach­tung, sze­ni­sches Spiel

Medi­en:

  • Lied­text: link
  • Comic von Janosch über Reich­tum: link1 (Comic 48); link2
  • Zeit-Arti­kel zum The­ma Hob­bys. Die Anar­chie der frei­en Zeit: link
  • Lori­ot-Sketch Fei­er­abend: link
  • Inter­view mit Jim Carrey: link
  • Wiki­pe­dia-Arti­kel: Wohl­stands­evan­ge­li­um: link
  • US-Vize­prä­si­dent Mike Pence und der bibli­sche Kapi­ta­lis­mus: link

Methodisches Vorgehen

Einstieg

Wenn es nicht ohne­hin pas­siert, kön­nen zu Beginn alle über ihre Feri­en erzäh­len, ent­we­der im Ple­num oder in Klein­grup­pen. Dabei soll­te auch zur Spra­che kom­men, wel­che Kri­te­ri­en jeder für eine sinn­vol­le Nut­zung der ver­hält­nis­mä­ßig gro­ßen Men­ge an Frei­zeit ansetzt. Über die Ergeb­nis­se des Aus­tauschs soll­te in jedem Fall im Ple­num dis­ku­tiert wer­den. Gege­be­nen­falls kön­nen hier bereits Begrif­fe und Gedan­ken ange­bahnt wer­den, die für die spä­te­re Arbeit bedeut­sam sind.

  • Beschreibt in gro­ben Zügen die Gestal­tung eurer Frei­zeit in den Ferien.
  • Erklärt dabei auch, ob ihr die Zeit aus eurer Sicht sinn­voll ver­bracht habt und wor­an ihr das festmacht.

Filmarbeit

Da der Clip recht kurz ist, kann er pro­blem­los min­des­tens zwei­mal gese­hen wer­den. Unter Umstän­den ist es sinn­voll den Lied­text nach dem ers­ten Sehen als Text­blatt auszugeben.

Mög­li­che Beob­ach­tungs­auf­ga­ben zum Film:

  • Notiert euch die jewei­li­gen Tätig­kei­ten und ihre gegen­tei­li­gen Hand­lun­gen (fortbilden/​nicht fort­bil­den; sich sonnen/​am Schrei­tisch sitzen; …)
  • Kate­go­ri­siert die Handlungen.
  • Ord­net den Hand­lun­gen Adjek­ti­ve zu.
  • Erklärt aus­führ­lich, was ihr unter dem Wort nütz­lich ver­steht.
  • Ana­ly­siert die Bild­spra­che des Musik­vi­de­os und setzt sie mit dem Text in Beziehung.
  • For­mu­liert einen Anti­text zum vor­lie­gen­den Lied­text und beur­teilt das dar­in zum Aus­druck kom­men­de Menschenbild.

Wei­te­re Erarbeitungsschritte

In Aus­ein­an­der­set­zung mit den ver­schie­de­nen Ansich­ten über Nütz­lich­keit und damit zusam­men­hän­gen­de Tätig­kei­ten und ver­bun­de­ne Zie­le wird es auch dar­um gehen, wer die Maß­stä­be setzt und mit wel­chen gesell­schaft­li­chen Erzäh­lun­gen die Kin­der und Jugend­li­chen kon­fron­tiert sind. Gera­de im Kon­text Schu­le ist davon aus­zu­ge­hen, dass jenes Nar­ra­tiv, wel­ches den Zusam­men­hang zwi­schen Arbeit, Anstren­gung, Leis­tung, Erfolg und Reich­tum zum Inhalt hat, sehr wirk­mäch­tig ist.

Comicarbeit

Der bekann­te Illus­tra­tor Horst Eckert ali­as Janosch hat einen tol­len Comic zum The­ma Armut und Reich­tum gezeich­net, wel­cher sehr geschickt mone­tä­re und reli­giö­se Gedan­ken ver­bin­det, indem er arm und (himmel-)reich gegen­über­stellt. Der Comic ist oben in der Medi­en­lis­te zu finden.

  • Führt eine Bild­be­trach­tung durch. (~ers­ter Ein­druck, Beschrei­bung, Deu­tung, eige­ne Fra­gen und Meinungen…)
  • Erklärt in eige­nen Wor­ten, was Janosch meint, wenn er sagt: „Rei­cher als him­mel­reich geht nicht.“
  • Erör­tert die Aus­sa­ge des Comics.

Zum Ver­hält­nis von Hob­by und Freizeitaktivität

Im Zeit-Arti­kel Hob­bys. Die Anar­chie der frei­en Zeit wird von der Autorin der Begriff des Hob­bys genau­er unter die Lupe genom­men und mit Zeit­geist und Men­schen­bild in Bezie­hung gesetzt. Zudem birgt der Ver­weis auf den bekann­ten Lori­ot-Sketch Fei­er­abend auch die Mög­lich­keit für ein sze­ni­sches Spiel.

  • Erklärt die im Text for­mu­lier­te Unter­schei­dung zwi­schen Hob­by und Freizeitaktivität.
  • Wen­det die­sen Hob­by­be­griff auf eure eige­ne Gestal­tung der Frei­zeit an und beur­teilt inwie­fern er hilf­reich sein kann.
  • Ent­wi­ckelt ein sze­ni­sches Spiel, wel­ches die Fra­ge nach der Art der Frei­zeit­ge­stal­tung und ihrer Beur­tei­lung kri­tisch in den Blick nimmt.

Bio­gra­fie­ar­beit — Jim Carrey

Der Schau­spie­ler Jim Carrey wird in jedem Fall den älte­ren Semes­tern als dau­er­blö­deln­des Talent in Erin­ne­rung sein. In Aus­ein­an­der­set­zung mit sei­nem eige­nen Werk ist er zu per­sön­li­chen Ein­sich­ten bezo­gen auf das Sein und das Stre­ben nach Erfolg gekom­men, wel­che sehr inter­es­sant sind und mit dem Mate­ri­al auch noch das fächer­über­grei­fen­de Ler­nen ermög­li­chen, da das Inter­view nur auf Eng­lisch nach­zu­le­sen ist. Neben sei­ner Behaup­tung, dass es kein Ich gäbe, wel­che sehr an bud­dhis­ti­sche Ideen erin­nert, sagt er gleich zu Beginn sinn­ge­mäß, dass es für ihn eine Art Erwa­chen gab, als er rea­li­sier­te, dass er nach­dem er alles erreicht hat­te, was er sich je erhofft hat, immer noch unglück­lich ist.

  • Set­ze dich mit Leben und Werk von Jim Carrey auseinander.
  • Gib den Inhalt des Inter­views the­sen­ar­tig wie­der und set­ze dich mit ihm auseinander.
  • Erör­te­re den Zusam­men­hang zwi­schen Erfolg und Glück.

Theo­lo­gi­sche Deu­tung von Reichtum

Als Auf­hän­ger für die Aus­ein­an­der­set­zung kön­nen die Ansich­ten von US-Vize­prä­si­dent Mike Pence und dem soge­nann­ten Wohl­stands­evan­ge­li­um genutzt wer­den. Die haupt­säch­lich zugrun­de­lie­gen­de Idee, dass Reich­tum Zei­chen für ein gott­ge­fäl­li­ges Leben ist und Armut ent­spre­chend gegen­tei­lig gedeu­tet wird, der bibli­cal capi­ta­lism, soll­te gera­de in obe­ren Klas­sen­stu­fen für aus­rei­chend Dis­kus­si­ons­stoff sor­gen. Ein mög­li­cher Kir­chen­ge­schicht­li­cher Exkurs zu Cal­vi­nis­mus, Puri­ta­nis­mus und dem Kapi­ta­lis­mus, soll im Arti­kel nicht wei­ter ver­tieft werden.

  • Fasst die Kern­ge­dan­ken und theo­lo­gi­schen Prä­mis­sen des bibli­cal capi­ta­lism in Grund­zü­gen zusammen.
  • Setzt euch mit den vor­lie­gen­den Bibel­tex­ten (unten) aus­ein­an­der, ergänzt die Aus­wahl ggf. und ver­fasst einen Lexi­kon­ar­ti­kel zum The­ma Das The­ma Reich­tum in der Bibel.
  • Zeigt im Hin­blick auf das Gleich­nis von den anver­trau­ten Talen­ten die Kon­se­quen­zen ver­schie­de­ner Arten der Gleich­nis­ex­ege­se auf.
  • Nehmt begrün­det Stel­lung zum von den Anhän­gern des bibli­cal capi­ta­lism pos­tu­lier­ten Zusam­men­hang zwi­schen gott­ge­fäl­li­gem Leben, Anstren­gung und Wohlstand.
  • Ver­fasst eine Pre­digt für einen Schul­got­tes­dienst zum The­ma Die Vögel im Himmel/​Die Lili­en auf dem Feld (Mt6,26 – 30).

Mög­li­che Bibeltexte: 

  • Gleich­nis von den anver­trau­ten Talen­ten: Mt25,14 – 30/​Lk19,12 – 27
  • Isra­el und der Reich­tum: 5.Mose8, beson­ders V18
  • Emp­foh­le­ne Aus­zü­ge aus Kohe­let: Koh1,2 – 4;2,24 – 25; 3,1−13
  • Jesus vom Schätz­sam­meln und Sor­gen (Berg­pre­digt): Mt6,19 – 34
  • Jesus über Reich­tum, Nach­fol­ge und Him­mel­reich (Kamel und Nadel­öhr): Mk10,25; Lk18,25; Mt19,24 (Mt19,16 – 30)

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Tobias Neumeister
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