Wenn Tiere mit Tieren sprechen

Unse­re Umwelt ist voll von tie­ri­schen Klän­gen. Wer genau hin­hört, ent­deckt sie über­all. Für den Men­schen ist ledig­lich die Stim­me der Inbe­griff der Spra­che. Die Bio­lo­gie hat sich nach lan­ger Zeit von einer Sicht auf die Tie­re ver­ab­schie­det, wonach sie ledig­lich Reiz-Reak­ti­ons­au­to­ma­ten sind, deren Innen­le­ben irrele­vant ist. Dahin­ter stand die Annah­me, dass sie weder über Gefüh­le noch über die Fähig­keit zu Den­ken ver­fü­gen. Auch Tie­re benut­zen zur Ver­stän­di­gung viel­fach Lau­te: Als Erken­nungs­zei­chen bei der Paa­rung, zur Ver­tei­di­gung ihres Reviers oder zur Ori­en­tie­rung. Doch was unter­schei­det instinkt­ge­steu­er­te Laut­ma­le­rei von sinn­stif­ten­der Kom­mu­ni­ka­ti­on? Wie, war­um und was kom­mu­ni­zie­ren Tiere?

Die­ser Per­spek­ti­ven­wech­sel hat unge­heu­er­li­che Aus­wir­kun­gen auf die Vor­stel­lun­gen des Men­schen von der Schöp­fung, von sich selbst und auf das Spre­chen über Gott. Wenn wir den Tie­ren lau­schen, hören wir uns selbst, hören wir uns sel­ber zu. Also: Was erzählt uns die Kom­mu­ni­ka­ti­on der Tie­re über die Kom­mu­ni­ka­ti­on der Menschen?

Der Ver­hal­tens­bio­lo­ge und Theo­lo­ge Rai­ner Hagen­cord zitiert Tho­mas von Aquin:

Ein Irr­tum über die Geschöp­fe mün­det in ein fal­sches Wis­sen über Gott und führt den Geist des Men­schen von Gott fort.
Tho­mas von Aquin, Sum­ma con­tra gen­ti­les II, c3

Und wei­ter:

Wenn der Kir­chen­leh­rer recht hat, ist eine exak­te Beschäf­ti­gung mit den Mit­ge­schöp­fen des Men­schen nicht nur nicht ein­fach luxu­ri­ös; die Aus­blen­dung der Tie­re aus der Theo­lo­gie und die damit ver­bun­de­ne Attes­tie­rung ihrer Irrele­vanz führt viel­mehr in ein fal­sches Got­tes­bild und ver­fälscht den Schöp­fungs­be­griff. ‚Ange­sichts des Tie­res scheint sich erneut zu ent­schei­den, was der Mensch sein will und wel­chen Gott er hat’. So mahnt auch die Theo­lo­gin Hei­ke Bar­anz­ke, für die sich das Tier deut­lich als anthro­po­lo­gi­sche Fra­ge entpuppt.
Tat­säch­lich mutet es ange­sichts der Tat­sa­che, dass sich das Leben auf die­sem Pla­ne­ten ca. drei Mil­li­ar­den Jah­re ohne den Men­schen ent­wi­ckelt hat und es kei­nen Platz auf der Erde gibt, an dem die Tie­re nicht vor uns da waren, nicht nur gro­tesk an, dar­an zu glau­ben, es sei aus­schließ­lich der Mensch, an dem Gott Gefal­len gefun­den habe; einen Schöp­fer­gott anzu­neh­men, für den alle Mit­ge­schöp­fe des Homo Sapi­ens ledig­lich für Sta­tis­ten­rol­len vor­ge­se­hen waren und das Gesamt des Öko­sys­tems Erde die rela­tiv bedeu­tungs­lo­se Kulis­se für den Auf­tritt des „eigent­li­chen” gött­li­chen Part­ners, gerät in einen berech­tig­ten Häresieverdacht.’ ”
Rai­ner Hagen­cord, Gott und die Tie­re, Regens­burg 2018, S. 151

Phase 1: Tiere sprechen …

  1. Bestimmt mit­hil­fe einer Posi­ti­ons­li­nie, ob ihr die­ser The­se zustimmt oder sie ablehnt.
  2. Sam­melt eure Theo­rien zu mensch­li­cher Spra­che, Spre­chen und Kom­mu­ni­ka­ti­on in einer Mindmap.
  3. Beschreibt die Unter­schie­de zu tie­ri­scher Komminkation.

Phase 2: Schall als Kommunikationsträger (01:51)

  1. Nen­ne die Bedürf­nis­se oder Anlie­gen, die sich Ele­fan­ten mit­hil­fe von schall­ba­sier­ter Kom­mu­ni­ka­ti­on erfüllen.
  2. Beschrei­be Zusam­men­hän­ge zwi­schen Kom­mu­ni­zie­ren und Han­deln der Erlefanten.
  3. Erklä­re die Deu­tun­gen der Ver­hal­tens­for­scher zur Sinn­haf­tig­keit der Kom­mu­ni­ka­ti­on der Elefanten.
  4. Erläu­te­re die evo­lu­ti­ons­bio­lo­gi­sche Auf­ga­be, das zur Lösung not­wen­di­ge Wis­sen und die dafür zu erlern­den Fähig­kei­ten der Elefanten.

Meta-Auf­ga­be: Sam­melt in der Grup­pe die sozia­len Bedürf­nis­se, die sich Men­schen mit­hil­fe des Schalls erfül­len und ver­gleicht sie mit kom­mu­ni­ka­ti­ven Fähig­kei­ten von Elefanten.

Phase 3: Der individuelle Stimmabdruck (08:30)

  1. Eräu­te­re Wir­kungs­wei­se und Bedeu­tung der Pfeif­si­gna­tu­ren von Delphinen.
  2. Ent­wi­ckelt einen Ver­suchs­auf­bau, in dem ihr Laut­äu­ße­run­gen und Stimm­mus­ter Eurer Lern­grup­pe sam­melt. Ein digi­ta­les Auf­zeich­nungs­ge­rät könn­te dabei helfen.
  3. Erwei­tert das akkus­ti­sche Sze­na­rio um Per­so­nen, die nur medi­al (Radio, TV, You­Tube etc.) bekannt sind.
  4. Spielt Laut­äu­ße­run­gen unbe­kann­ter Per­so­nen ein und prüft, wann und wie die Per­so­nen wie­der­erkannt und iden­ti­fi­ziert wer­den können.

Meta-Auf­ga­be: Arbei­tet ver­schie­de­ne Ebe­nen der Bedeu­tung des Namens für die mensch­li­che Iden­ti­tät heraus.

Phase 4: Stimmliches Lernen (10:30)

  1. Tragt euer Wis­sen um den Sprach­er­werb des Men­schen zusam­men: Das habe ich beob­ach­tet … Das weiß ich darüber …
  2. Erklärt das wis­sen­schaft­li­che Vor­ge­hen, das die Ent­wick­lung der mensch­li­chen Spra­che durch Simu­la­ti­on bei Sing­vö­geln erforscht.
  3. Erläu­tert Zusam­men­hän­ge zwi­schen stimm­li­chen Ler­nen und der Ent­wick­lung von Artenvielfalt.

Meta-Auf­ga­be: Dis­ku­tiert Zusam­men­hän­ge zwi­schen Krea­ti­vi­tät und Indi­vi­dua­li­tät beim Lernen.

Phase 5: Zuhören und Sprechen (15:25)

  1. Beschrei­be Zusam­men­hän­ge zwi­schen Ges­ten, Lau­ten und Bezie­hun­gen der Meerkatzen.
  2. For­mu­liert Regeln für ihren Dia­log. Was gehört zu einem ech­ten „Meer­kat­zen-Gespräch”?
    Ver­gleicht euer Ergeb­nis mit mensch­li­chen Gesprächen.
  3. Erläu­te­re den „Sprach­schatz” der Meer­kat­zen und ihre Protosyntax.

Meta-Auf­ga­be: Tauscht euch dar­über aus, wie ihr neue Wör­ter lernt (Mut­ter- und Fremd­spra­che) oder eige­ne Wör­ter und Wort­grup­pen in Fami­lie, Lern­grup­pe oder Freun­des­kreis bildet.

Phase 6: Die Fähigkeit zur Sprechen (22:50)

  1. Gib bei­de The­sen zur Sprach­fä­hig­keit der Tie­re wieder.
  2. Beschrei­be For­schungs­er­geb­nis­se zum Gesang von Mäusen.
  3. Erläu­te­re die Ablei­tun­gen zum Ver­hält­nis von Spra­che und Fortpflanzung:

Meta-Auf­ga­be: Dis­ku­tiert die Über­le­gun­gen der Ver­hal­tens­bio­lo­gen vor dem Hin­ter­grund mensch­li­cher Partner:innenwahl: Was macht attrak­tiv? Was gefährdet?

Phase 7: Versteckte Kommunikation (27:55)

  1. Beschrei­be die Spra­che der Fle­der­mäu­se: Kli­cken und Singen.
  2. Erklä­re die Bedeu­tung der eige­nen Spra­che für die Plat­zie­rung in der Gemein­schaft der Fledermäuse.

Phase 8: Sammlungs-Trennungsgemeinschaften (33:19)

  1. Recher­chiert zu Fis­si­on-Fusi­on-Gemein­schaf­ten unter https://​lexi​kon​.stangl​.eu/​1​5​8​9​0​/​f​i​s​s​i​o​n​-​f​u​s​i​o​n​-​g​e​s​e​l​l​s​c​h​aft.
  2. Erläu­te­re das Kom­mu­ni­ka­ti­ons­sys­tem der Echo­or­tung der Del­phi­ne und die damit ver­bun­de­nen sozia­len Funktionen.
  3. Dis­ku­tiert die Bedeu­tung der Stil­le und des Schweigens.

Meta-Auf­ga­be: Insze­niert eine Kom­mu­ni­ka­ti­ons­übung, die ohne Spre­chen und ohne Geräusch auskommt.

Phase 9: Schweigendes Kooperieren (42:48)

  1. Beschrei­be den Versuchsaufbau.
  2. Beob­ach­te das Ver­hal­ten der Wölfe.
  3. Gib die Deu­tun­gen durch die Sprecher:innen mit eige­nen Wor­ten wieder.

Meta-Auf­ga­be: Tauscht euch über die Bedeu­tung des Blick­kon­takts für die Kom­mu­ni­ka­ti­on aus. Greift dazu auch auf Eure Erfah­run­gen aus Video­kon­fe­ren­zen zurück.

Phase 10: Die Lüge der Schweine (45:16)

  1. Beschrei­be den Versuchsaufbau.
  2. Gib die Deu­tun­gen der Wis­sen­schaft­ler mit eige­nen Wor­ten wieder.
  3. Ver­glei­che die kogni­ti­ven Fähig­kei­ten von Schwei­nen und Menschen.
  4. For­mu­lie­re eine The­se zur „Lüge” und zur Sinn­haf­tig­keit von Täuschung.

Meta-Auf­ga­be: Dis­ku­tiert anhand kon­kre­ter Situa­tio­nen, wann Täu­schung lebens­för­der­lich und wann gemein­schafts­zer­stö­rend wirkt. Wel­cher Bedeu­tung kommt dei­ner Mei­nung nach die Idee zu, das Gott all­wis­send sei.

Phase 11: Die Sprache der Tiere (49:56)

  1. Tauscht Euch dar­über aus, inwie­fern sich Euer Blick oder Euer Gehör auf die Tier­welt ver­än­dert hat.
  2. Inwie­fern hat sich der Blick auf die eige­ne Spe­zi­es verändert?
  3. Was unter­schei­det den Men­schen von den Tieren?
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Andreas Ziemer
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