Jojo Rabbit ist ein mehrfach preisgekrönter Film des neuseeländischen Regisseurs Taika Waititi, der auf beeindruckende Weise Humor und Tragik miteinander verbindet. Die Handlung spielt in den letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs und folgt dem Leben des zehnjährigen Johannes „Jojo“ Betzler, der in einem fiktiven deutschen Städtchen lebt. Jojo ist ein begeistertes Mitglied der Hitlerjugend und hat sich einen imaginären Freund geschaffen: eine skurrile Version von Adolf Hitler, die von Taika Waititi selbst gespielt wird. Dieser imaginäre Hitler ist gleichzeitig eine komische Figur und eine Verkörperung der absurden Ideologie, an die Jojo glaubt.
Der Film ist eine sogenannte Kriegstragigkomödie, die auf unvergleichliche Weise die Themen Krieg, Vorurteile und Menschlichkeit behandelt. Während Jojo sich zunehmend mit den Widersprüchen der nationalsozialistischen Propaganda und der Realität auseinandersetzen muss, erfährt er durch die Freundschaft zu dem jüdischen Mädchen Elsa, das sich heimlich im Haus seiner Familie versteckt, eine tiefgreifende Veränderung. Der Film bietet einen ungewöhnlichen, aber wirkungsvollen Einblick in die psychologische Entwicklung von Kindern während der NS-Zeit und thematisiert, wie Vorurteile in ihnen entstehen und durch die Gesellschaft gefestigt werden.
Der vorliegende Unterrichtsentwurf setzt sich mit den im Film dargestellten Vorurteilen gegenüber Juden auseinander. Ziel ist es, den Schülern nicht nur die historischen Dimensionen dieser Vorurteile aufzuzeigen, sondern auch eine Brücke zur Gegenwart zu schlagen. Angesichts des wachsenden Rechtsradikalismus und der zunehmenden Verharmlosung extremistischer Ideologien in vielen Teilen der Welt erscheint es dringender denn je mit Jugendlichen über die Gefahren solcher Denkweisen zu sprechen. Der Unterricht soll dabei helfen, die Ursprünge von Vorurteilen zu verstehen, ihre schädlichen Auswirkungen zu erkennen und Strategien zu entwickeln, wie man ihnen in der heutigen Gesellschaft entgegentreten kann.
Ein wesentlicher Aspekt dieses Unterrichtsprojekts ist es, die christliche Vorstellung von Menschenwürde in den Mittelpunkt zu stellen. Im christlichen Glauben ist die Würde des Menschen unantastbar, da jeder Mensch als Ebenbild Gottes geschaffen ist. Diese Grundidee bildet die ethische Basis, um den Wert jedes einzelnen Lebens zu betonen, unabhängig von Herkunft, Religion oder Kultur. Der Film konfrontiert die Zuschauer mit den radikalen Konsequenzen, die das Verleugnen dieser Würde zur Folge hat, wie es während der NS-Zeit geschehen ist. Durch die Auseinandersetzung mit den Inhalten von Jojo Rabbit können die Schüler lernen, wie wichtig es ist, die Würde eines jeden Menschen zu achten und Vorurteilen sowie jeglicher Form von Diskriminierung entschieden entgegenzutreten.
Indem die Schüler die Parallelen zwischen der Geschichte und aktuellen Entwicklungen ziehen, sollen sie für die Bedeutung von Toleranz, Empathie und Zivilcourage sensibilisiert werden. Das Bewusstsein für die unantastbare Würde des Menschen soll ihnen dabei als moralische Orientierung dienen, um ein gerechtes und respektvolles Miteinander in der heutigen Gesellschaft zu fördern.
Kernkompetenz: Die SuS nehmen die Bedeutung von Vorurteilen im Hinblick auf extremistische Ideologien wahr und setzen sich aus der Perspektive des christlichen Menschenbilds mit Vorteilen dieser Weltanschauungen argumentativ auseinander.
Jahrgang: ab Klasse 10
Thema: Ethik: Sich zu ethischen Herausforderungen in einer globalen Welt positionieren
Arbeitsformen: Gruppenarbeit, Partnerarbeit, Gestaltung eines diakonischen Projekts
Hintergrundinformation:
Verlauf:
Phase 1: Jojos Ausbildungswochenende und seine Verletzung (0:00 — 21:00)
- Skizziere das Ereignis, welches aus Johannes Betzler Jojo Hasenfuß macht und zeige dessen Konsequenzen auf.
- Benenne die Vorurteile gegenüber Juden, die im Ausbildungscamp vorherrschen.
- Beschreibe die Darstellung Hitlers zu Beginn des Films und als Jojos imaginären Freund.
- Charakterisiere Johannes Betzler.
- Verfasse einen Tagebucheintrag von Jojo im Krankenhaus.
Phase 2a: Jojo und Elsa (21:00 — 84:00)
- Zeige auf, wie die erste Begegnung zwischen Jojo und Elsa abläuft. Arbeite dabei Jojos Entschluss heraus, Elsa nicht zu verraten.
- Notiere alle Eigenschaften, die ins Jojos Buch „Juhu Jude“, kommen. Unterscheide dabei, was Elsa erzählt und was Jojo einbringt.
- Fertige ein Gefühlsbarometer für Jojos Gefühle gegenüber Elsa an und begründe eventuelle Veränderungen.
Phase 2b: Jojo und seiner Mutter (21:00 — 84:00)
- Skizziere Jojos Familienverhältnisse und beschreibe das Verhältnisse zu seiner Mutter Rosie.
- Charakterisiere Rosie.
- Vergleiche Jojos politische Überzeugung mit der seiner Mutter und entwickle daraus Rückschlüsse auf beider Beweggründe.
Phase 3: Kriegsende (84:00 — 108:00)
- Führe Jojos Gefühlsbarometer hinsichtlich Elsa weiter.
- Analysiere das Gespräch zwischen Jojo und Yorki (84:00 — 86:20).
- Fasse Yorkis Resümee zum Kriegsende zusammen.
- Entfalte die Änderung in Yorkis Argumentation, arbeite dabei Gemeinsamkeiten und Unterschiede heraus.
Phase 4: Vorurteilsbildung
- Lies folgenden Text zur Entstehung, Verfestigung und zu Gegenmaßnahmen von Vorurteilen.
- Nenne Ursachen für die Entstehung von Vorurteilen.
- Diskutiert die verschiedenen Dimension von Vorurteilen im Film Jojo Rabbit in Form eines Kugellagers. (Ursachen, Entstehung, Verfestigung, Gegenmaßnahmen je 2 min)
- Arbeitet in Gruppen von 4 SuS heraus, welche Vorurteile ihr gegenüber anderen Menschen habt.
- Untersucht die Entstehung und die Verfestigung dieser Vorurteile.
Phase 5: Die Würde des Menschen ist unantastbar.
- Lies den ersten Schöpfungsbericht (Gen 1) und Psalm 8.
- Arbeite das Menschenbild aus beiden Bibelstellen heraus.
- Beschreibe die Konsequenzen, die diese Bibelstellen auf die heutige Sicht des Menschen haben.
- Fasst in einem Schreibgespräch zusammen, was (christliche) Menschenwürde für euch bedeutet.
- Untersucht in Gruppen von 4 SuS wie und warum die Menschenwürde durch Vorurteile bedroht wird. Nehmt im ersten Schritt Bezug auf den Film JoJo Rabbit und im zweiten Schritt auf die Gegenwart.
- Nehmt die Überlegungen zu euren Vorurteilen und entwickelt Perspektiven wie ihr diese Vorurteile entkräften könnt.
- Gestaltet ein Projekt für die 6. Klasse eurer Schule zum Thema: Schutz der Menschenwürde.
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