Am 9. November jährt sich zum 83. Mal die Reichsprogromnacht. 1938 stellte sie den Höhepunkt der Novemberpogrome dar. Diese Progrome bildeten den Übergang von der Diskriminierung der Juden hin zu der systematischen Vertreibung und Vernichtung. Anlässlich dieses Gedenktages befasst sich der Beitrag für November mit dem Thema des Antisemitismus.
Diskriminierung und Ausgrenzung sind allgegenwärtige Phänomene in unserer Gesellschaft. Auch in Schulen finden täglich unterschiedlichste Arten von Diskriminierungen statt. Dies ist uns als Lehrkräften wohl bekannt. Die Herabwürdigung und Ausgrenzung von Juden und Jüdinnen fällt uns dabei vielleicht nicht zuerst ein. Oft wird der Antisemitismus im historischen Kontext des Dritten Reichs verstanden und verortet. Doch auch heute gibt es antisemitische Äußerungen und Ausgrenzung in unserer Gesellschaft. „Du Jude” ist wieder ein populäres Schimpfwort auf deutschen Schulhöfen, die Angst vor der Bedrohung durch „einflussreiche jüdische Kreise” auf Politik und Wirtschaft nimmt zu und seit dem Attentat 2019 auf die Synagoge in Halle, ist offensichtlich, dass Antisemitismus auch heute noch in radikalster Form stattfindet.
Die Bundeszentrale für politische Bildung hat einen Informationfilm über Antisemitismus veröffentlicht, der mithilfe des Flyers helfen kann das Thema Antisemitismus im Unterricht zu behandeln.
Aktuell liegt nicht nur ein Bewusstsein für Antisemitismus „irgendwo und irgendwann” in Deutschland vor, sondern ein konkretes Beispiel wurde am 5.10. auf Instagram, der Lebenswelt der SuS publik: Gil Ofarim, ein jüdischer Sänger, durfte, nach eigenen Angaben, nicht in ein Leipziger Hotel einchecken, weil er seinen Davidstern trug. Empörung ging durchs Land. Doch nun ist der Wahrheitsgehalt der Aussage Gil Ofarims umstritten.
Diese Unterrichtseinheit beschäftigt sich mit dem jüdisch-christlichen Menschenbild, sowie der Frage, was Antisemitismus ist. Außerdem werden die Täter und Opferrollen analysiert. Im letzten Schritt wird reflektiert wie SuS selbst Antisemitismus begegnen können.
Kernkompetenz: Fremdenfeindlichkeit und Rassismus an Aspekten des christlichen Menschenbildes beurteilen und im Kontext der algorithmischen Strukturen virtueller Netzwerke beurteilen.
Jahrgang: 9 — 12
Arbeitsformen: Mindmap, Artikel für eine Website schreiben, Projekt vorbereiten
Hintergrundinformationen/Material:
Psalm 8
Matthäus 25,35−40
Antisemitismus begegnen — bpb
Vorwürfe von Gil Ofarim — Zusammenfassung von Tagesschau.de
Videozusammenfassung von Welt
Flyer „Antisemitismus begegnen” Praktische Hilfestellung für Demokratiearbeit vor Ort
Täter oder Opfer — Bosetti will reden
Phase 1: Das biblische Menschenbild
- Lies Psalm 8 und Mt 25,35−40.
Beschreibe das Menschenbild der Bibeltexte. - Vergleiche die Texte mit der Schöpfung des Menschen im ersten Schöpfungsbericht.
Und Gott sprach: Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei, die da herrschen über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über die ganze Erde und über alles Gewürm, das auf Erden kriecht. Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie als Mann und Frau. (Gen 1, 26 – 27)
- Entfalte mithilfe der drei Texte ein jüdisch-christliches Menschenbild.
- Begründe warum auch nach biblischem Verständnis die Würde des Menschen unantastbar ist.
Phase 2: Was wissen die SuS über Antisemitismus
- Erstellt eine Mindmap zum Thema Antisemitismus. (Plenum)
- Skizziere die historische Entwicklung der Judenfeindlichkeit, die dir aus dem Religions- und Geschichtsunterricht bekannt ist.
- Nenne Beispiele wo dir Antsemitismus heute begegnet.
Phase 3: Was ist Antisemitismus?
- Schaut das Video Ein Infofilm zu Antisemitismus der bpb. (Je nach Lerngruppe kann der Film auch zweimal geschaut werden. Dann empfiehlt es sich die Fragen vorab in die Lerngruppe zu geben, aber den Film ohne Notizen zu schauen, beim zweiten Mal sollen sich die SuS Notizen machen.)
- Macht euch Notizen zu den Themen:
- Was ist Antisemitismus?
- Wo kommt Antisemitismus vor?
- Welche Konsequenzen hat Antisemitismus?
- Welche Vorurteile gegen Juden werden im Film genannt?
- Wie wird der Umgang mit der deutschen Vergangenheit im Film beschrieben?
- Besprecht eure Ergebnisse in der Klasse.
- Lies dir den Flyer der bpb durch.
- Ergänze deine Aufzeichnungen von Nr. 2.
Phase 4: Der Fall Gil Ofarim
- Tragt im Plenum zusammen, was ihr über Gil Ofarim und den 5.10. wisst. (Falls die SuS nichts oder nur wenig über den Vorfall wissen, empfiehlt es sich den Tagesschauartikel mit der Klasse zu lesen oder den Beitrag der Welt zu sehen.)
- Beurteile die Bedeutung von sozialen Netzwerken in diesem Fall.
- Zeige das Problem auf, welches der Fall von Gil Ofarim birgt.
- Analysiere die Auswirkungen des Falls auf den Antisemitismus in Deutschland.
Phase 5: Ein Kommentar: Bosetti will reden
- Schaut das Youtube-Video Täter oder Opfer — Bosetti will reden.
- Beschreibe die Argumentationsstruktur von Sarah Bosetti.
- Arbeite heraus wie sie
- Täter und Opfer darstellt.
- die Bedeutung von Einzelfällen für die Debatte um den Antisemitismus darstellt.
- „Reaktionen basieren weniger auf Fakten, sondern mehr darauf, welche Geschichte uns besser gefällt.”
Nimm Stellung zu dieser These von Sarah Bosetti.
Phase 6: Antisemitismus begegnen
- Schreibe einen Artikel für eure Schulwebsite zum Thema Gil Ofarim.
Nimm dabei selbst Stellung zu dem Thema. - An eurer Schule findet ein Projekttag zum Thema Menschenwürde statt.
Bereitet ein Projekt zum Thema „Antisemitismus begegnen” für die achten Klassen vor.
- Jojo Rabbit und die Würde des Menschen — 1. September 2024
- Alle Jahre wieder… — 1. Dezember 2023
- Algorithmen als Spiegel der Gesellschaft — 4. Juni 2023