Es ist nicht mehr weit bis Erntedank. Da wird es Zeit über Schöpfung noch mal anders nachzudenken. In ländlichen Kirchengemeinden wird es wieder Gottesdienste mit geschmückten Altären geben. Kürbisse, Äpfel, Kartoffeln … was die Gärten so hergeben. In Kita und Grundschule dreht sich der Jahreskreis. Es gibt nichts Neues unter der Sonne … könnte man meinen. Und doch verschieben sich die Perspektiven. Fragen nach Klima, Ressourcen, Tierwohl oder Nachhaltigkeit drängen auch in den Religions- und Ethikunterricht. Urlaub, Reisen, Ernährung, Wohnen, Kleiden: Immer mehr Bereiche des Alltags werden im Horizont begründeter ethischer Entscheidungen wahrgenommen und diskutiert. Können Dekalog, Bergpredigt, Nächstenliebe irgendwie hilfreich sein? Und je tiefer man sich in ein Thema hineindenkt, damit die persönlichen oder familiären Entscheidungen an Transparenz gewinnen, umso klarer zeigen sich die Dilemmata, in denen sich die Menschen von heute bewegen.
Mit Blick auf den Schöpfungshymnus in Gen 1 wird deutlich, dass die Schöpfungswerke in ihrer weisheitlichen Aufzählung nicht in einer hierarchischen Deutung wahrgenommen werden dürfen, so als käme das Beste oder das Wichtigste zum Schluss. Vielmehr geht es um die Beziehungen zwischen Gott, Mensch und Umwelt. Die Zusammenhang zwischen Mensch und den anderen Schöpfungswerken übersetzte Martin Luther mit „herrschen” und „untertan machen” (Gen 1,28). Frank Crüsemann verweist darauf, dass beide Übersetzungen zu schwach seien. Denn dafür müsste die Zustimmung der anderen Seite eingeschlossen sein. Aber genau das wird im hebräischen Text ausgeschlossen. Gewalt und Brutalität gehörten dazu. Das erinnert an die Perspektive Descartes und der Neuzeit: Wissenschaft und Technik ermöglichen die letzte Beherrschung von Erde und Klima. Solche absolute Gewalt ist aber nicht gemeint. In Gen 1,29f., so Crüsemann, sei das „sehr gut“ des göttlichen Urteils als eine Haltung zu lesen, die ein nicht unbeträchtliches Maß an Gewalt gegenüber Tieren und Erde einträgt (vgl. Landwirtschaft und Tierzucht im Neolithikum). Die Tötung von Tieren, auch zum Zweck der Nahrung, aber ausschließt.
Mithin ist die Schöpfung nicht die Welt da draußen oder alles das, was nicht menschlich ist. Schöpfung wäre dann eine Beziehung oder eine Haltung. Ein Begegnen mit der der Welt und den Menschen in ihrer ganzen Vielfältigkeit. Der Schöpfungshymnus ist dann nicht ein Lied, das Vergangenes besingt oder die Gegenwart moralisiert. Der Text wäre dann eine Utopie, ein Tagtraum, eine Vision einer besseren Welt. Vielleicht als eine Kombination aus
Aufmerksamkeit für die Vielfalt, Dankbarkeit für Gabe und bewahrende Verantwortung.
Vielleicht sind so die Traditionen von Erntedank mit den Fragen und Dilemmata zur Nachhaltigkeit zu verbinden.
Die Unterrichtsidee dieses Beitrags widmet sich dem eigenen Konsumverhalten. Zwei Menschen brauchen neue Schuhe. Beide wollen nachhaltig einkaufen. Die Eine fährt in die Innenstadt, in den Laden. Der Andere sucht im Online-Shop. Offen ist, welche Strategie nachhaltiger ist und unterwelchen Bedingungen.
Kernkompetenz: Eigene Erfahrungen wahrnehmen und zum Ausdruck bringen sowie vor dem Hintergrund christlicher und anderer religiöser Deutungen reflektieren.
Jahrgang: 5 – 10
Arbeitsformen: Mindmap, Umfrage, Positionslinie
Hintergrundinformationen:
Fran Crüsemann über das -> Domnium Terrae
Wann Online-Shopping nachhaltig ist -> mehr lesen
So klimafreundlich ist Online-Shopping -> mehr lesen
Das spricht gegen den Online-Handel -> mehr lesen
Pro-und-Contra-Diskussion aus dem -> Fluter
Phase 1: Das eigene Shopping-Verhalten reflektieren
- Erinnere Dich an deine letzten eigenen Einkäufe: Online oder in Geschäften.
- Halte schriftlich deine Beweggründe für die Art des Einkaufens fest.
- Tausche dich in der Lerngruppe zu den Überlegungen und Entdeckungen aus.
Phase 2: Online-Shopping oder Einkaufen im Ladengeschäft -> Das ist nachhaltiger …
- Entscheide Dich in einer ersten Runde mit einem klaren Votum auf der Positionslinie (Entweder — Oder).
Tauscht euch kurz dazu aus. - Entscheide dich erneut, aber jetzt sind Zwischenpositionen möglich.
Tauscht Argumente und Informationen dazu aus. - Prüfe, ob die Position verändert werden soll.
- Halte den Prozess dund die Ergebnisse dieser Phase wiederum schriftlich fest.
Phase 3: Die Herausforderung wahrnehmen
- Beschreibe das Anliegen des Filmes und die Versuchsanordnung.
- Gib die Einwände des Experten mit eigenen Worten wieder.
- Prüfe, ob deinen Überlegungen aus Phase 2 widersprochen worden muss oder ob sie bestätigt wurden.
Phase 4: Das Experiment
- Schildere den Verlauf des Experiment.
- Stelle die Ergebnisse und das Fazit der Journalisten mithilfe grafischer Visualisierungen dar.
Die Grafiken des Films können dir als Anregung dienen. - Vergleiche die Ergebnisse mit deinen Überlegungen von der Positionslinie.
- Halte die Ideen schriftlich fest und tausche dich mündlich mit der Lerngruppe aus.
Phase 5: Vertiefung
Contra: Ihr beruhigt doch nur euer Gewissen!
Ethischer Konsum entpolitisiert und ist keine Option für alle, sondern nur für diejenigen, die ihn sich leisten können. Engagiert euch lieber, meint Juliane Frisse.Pro: Du hast ein bisschen Macht, also nutze sie!
Ethischer Konsument zu werden ist anstrengend. Immer alles „richtig” zu machen geht kaum, das ist aber auch gar so nicht schlimm, findet Lisa Neal.
- Lest die Statements aus dem Fluter.
- Sammelt die wichtigsten Argumente in einer Mindmap.
- Stimmt als Gruppe ab.
Phase 6: So viele Bäume braucht es, um eine Tonne CO2 zu binden
Stell Dir eine normal gewachsene Buche (im Bestand gewachsen) vor, die 23 Meter hoch ist und auf einer Stammhöhe von 1,30 Meter einen Durchmesser von etwa 30 Zentimetern besitzt. Dieser Baum speichert circa 550 Kilogramm Trockenmasse in seinen Blättern, Ästen und seinem Stamm. Schätzt man noch etwa zehn Prozent hinzu, die in der Wurzelbiomasse gespeichert sind, so werden insgesamt etwa 600 Kilogramm Trockenmasse gebunden. Diese Menge Trockenmasse kann eine Tonne CO2 binden. Das Gewicht der Trockenmasse ist deshalb geringer als die gebundene Menge CO2, weil bei der Photosynthese auch noch Sauerstoff abgegeben wird.
Um eine Tonne CO2 aufnehmen zu können, muss die Buche etwa 80 Jahre wachsen. Das heißt: Pro Jahr bindet die Buche 12,5 Kilogramm CO2. Du musst also 80 Bäume pflanzen, um jährlich eine Tonne CO2 durch Bäume wieder zu kompensieren. Zu beachten ist, dass Bäume in den ersten Jahren nach Pflanzung eher geringe Biomassevorräte anlegen.
Erst mit zunehmendem Alter wird vermehrt CO2 gebunden.
Dr. Daniel Klein (Wald-Zentrum der Universität Münster)
- Berechnet die Anzahl der Bäume bzw. die Länge des Stammes, den man braucht, um die Masse an Kohlendioxid zu kompensieren, die beim Schuh-Shopping entstehen.
- Entwickelt Psalmen für Klage, Dank, Bitte oder Lob, wie z.B. in Psalm 8.
- Gestaltet einen Schulgottesdienst im herbstlichen Wald für das Schuljahr 2021/2022.
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