Du bist die ganze Welt

Sophie Hun­ger ergrün­det mit ihrem Lied „Die gan­ze Welt“ die Untie­fen von Sehn­sucht und Lie­be und beweist dabei wie mäch­tig Bild­spra­che sein kann. Mit Sät­zen wie Ich spre­che lei­se mit ’ner zer­broch­nen Fens­ter­schei­be über Anar­chie“ for­dert die jun­ge Schwei­zer Pop­sän­ge­rin zum Mit­den­ken und Nach­füh­len auf und bil­det einen Gegen­pol zur bana­len Spra­che vie­ler bekann­ter und erfolg­rei­cher Sän­ge­rin­nen und Sänger.

Die Popu­la­ri­tät der Sän­ge­rin und die Qua­li­tät ihres Werks bie­ten einen Ansatz, um über den Zusam­men­hang zwi­schen Form und Inhalt, zwi­schen der Sache der Lie­be und den For­men der Musik und Poe­sie ins Gespräch zu kommen.

Die Arbeit mit dem Lied und die nach­fol­gen­de Ver­tie­fung erlaubt es mit Schü­lern lebens­welt­lich und inter­es­sen­ge­lei­tet zu arbei­ten und dabei Kom­pe­ten­zen in den Berei­chen Wahr­neh­mung und Dar­stel­lung, Beur­tei­lung, Deu­tung und Gestal­tung zu ent­wi­ckeln. Zudem geht es hier­bei um Sprach­fä­hig­keit in einem der exis­ten­zi­ells­ten Berei­che mensch­li­chen Daseins.

Kern­kom­pe­tenz: Grund­for­men bibli­scher Über­lie­fe­rung und reli­giö­ser Spra­che verstehen.

Jahr­gang: 8 – 12

Arbeits­for­men: Bibel­ar­beit und Text­ana­ly­se, Col­la­ge, krea­ti­ves Schrei­ben und Tex­te vertonen

Hin­ter­grund­in­for­ma­tio­nen und Medi­en:

    • Song­text und Song­text­kri­tik auf SPEX: Link
    • Alter­na­ti­ve Auf­nah­me des Lie­des: Link

Methodisches Vorgehen

Einstieg – Liedanalyse „Die ganze Welt“

Als Ein­stieg wird das Lied von Sophie Hun­ger im Video- oder Audio­for­mat gezeigt. Das Hör­ver­ste­hen soll­te bei der Live-Ver­si­on, wel­che noch ein­mal wesent­lich mehr Dyna­mik hat, durch ein Text­blatt unter­stützt werden.

Auf­ga­ben:

  1. For­mu­lie­re einen ers­ten Ein­druck zum Lied.
  2. Beschrei­be in eige­nen Wor­ten wor­um es im Lied inhalt­lich geht.
  3. Notie­re dir zwei sprach­li­che Bil­der und stel­le Ver­mu­tun­gen zu ihrer Bedeu­tung an.

Anschlie­ßend kön­nen die Ergeb­nis­se zunächst in Part­ner­ar­beit ver­gli­chen und dann im Ple­num dis­ku­tiert wer­den. Vor allem die Deu­tung der sprach­li­chen Bil­der soll­te hier im Vor­der­grund stehen.

Erarbeitung – eigene Lieder

Als Haus­auf­ga­be kann den Schü­le­rin­nen und Schü­lern auf­ge­tra­gen wer­den, eige­ne (moder­ne) Lie­bes­lie­der mit­zu­brin­gen, die ihrem Geschmack ent­spre­chen. Auch hier soll­te in jedem Fall der Song­text vor­lie­gen. Dies kann bei­spiels­wei­se mit­hil­fe eines Bea­mers gesche­hen, wäh­rend das Lied läuft.

Vor der Prä­sen­ta­ti­on kön­nen die­je­ni­gen, die ein Lied mit­ge­bracht haben, von der Moti­va­ti­on für ihre Wahl erzäh­len. Im Ple­num kann sich die Grup­pe über Gedan­ken, Fra­gen und Asso­zia­tio­nen zu den ein­zel­nen Lie­dern austauschen.

Auf­ga­be:

  1. Iden­ti­fi­zie­re sprach­li­che Bil­der in den mit­ge­brach­ten Lie­bes­lie­dern und über­set­ze sie in kon­kre­te Sprache.
  2. Beschrei­be exem­pla­risch Zusam­men­hän­ge zwi­schen dem Inhalt/​Text und der musi­ka­li­schen Gestal­tung der Lieder.

Kreativarbeit I – Collage

Zur Ver­tie­fung des Ver­ständ­nis­ses der Bild­spra­che muss inten­siv an ein­zel­nen sprach­li­chen Bil­dern gear­bei­tet wer­den. Die Schü­ler soll­ten dabei die Mög­lich­keit bekom­men aus dem Lied „Die gan­ze Welt“ oder aus den eige­nen Lie­dern pas­sen­de Bil­der aus­zu­wäh­len. Es soll­te dar­auf geach­tet wer­den, dass genü­gend Arbeits­ma­te­ri­al, etwa in Form alter Zeit­schrif­ten, vor­liegt. Sinn­vol­ler­wei­se brin­gen die Schü­ler ihre Mate­ria­li­en selbst mit. Zur Absi­che­rung hat die Lehr­kraft Reser­ven in der Hinterhand.

Auf­ga­ben:

  1. Wäh­le einen kur­zen Abschnitt in Bild­spra­che aus und erstel­le mit­hil­fe der vor­lie­gen­den Mate­ria­li­en eine Col­la­ge. Das gewähl­te sprach­li­che Bild soll im Mit­tel­punkt stehen.
  2. Ver­fas­se auf der Rück­sei­te dei­ner Col­la­ge einen kur­zen erklä­ren­den Kommentar.

In einem Gale­rie­spa­zier­gang (die Wer­ke hän­gen an der Tafel oder lie­gen geson­dert auf den Bän­ken) sol­len die Wer­ke der gesam­ten Lern­grup­pe wert­schät­zend und respekt­voll wahr­ge­nom­men werden.

Bibelarbeit – Das Hohelied der Liebe

Die Schü­le­rin­nen und Schü­ler wer­den im nächs­ten Schritt mit der Bild­spra­che des Hohen­lie­des Salo­mos kon­fron­tiert. In Abhän­gig­keit von Alters­stu­fe, dem Bekannt­heits­grad etc. soll­ten ange­mes­sen gro­ße Sinn­ab­schnit­te aus­ge­wählt und gemein­sam gele­sen werden.

Auf­ga­ben:

  1. Markiert/​Notiert euch sprach­li­che Bil­der des Bibel­tex­tes mit Versangaben.
  2. Deu­tet jedes sprach­li­che Bild, indem ihr es in kon­kre­te, sach­li­che Spra­che übersetzt.
  3. For­mu­liert eine Text­kri­tik, wel­che euren Text­ab­schnitt unter der Fra­ge­stel­lung beur­teilt, ob er das The­ma Liebe/​Partnerschaft/​das ande­re Geschlecht etc. ange­mes­sen thematisiert.

Übung zum Zusammenhang von Form und Inhalt

Die Schü­ler kön­nen an die­ser Stel­le ihr Ver­ständ­nis vom Zusam­men­hang zwi­schen Form und Inhalt ver­tie­fen. Aus­gangs­punkt kön­nen hier­bei wie­der der Lied­text von Sophie Hun­ger und die bear­bei­te­ten Bibel­pas­sa­gen des Hohe­lie­des sein.

Auf­ga­ben:

  1. Über­setzt das gesam­te Lied von Sophie Hun­ger „Die gan­ze Welt“ und die Bibel­pas­sa­ge in sach­li­che, kon­kre­te Spra­che. Ach­tet dabei dar­auf, dass die Län­ge der Ver­se in etwa gleich bleibt.
  2. Ver­gleicht kri­te­ri­en­ge­stützt jeweils bei­de Vari­an­ten, die Ori­gi­na­le mit euren Übersetzungen.
  3. Setzt euch aus­ge­hend von die­sen Bei­spie­len mit der Fra­ge aus­ein­an­der, wel­che Bedeu­tung die Ver­wen­dung von Bild­spra­che (Form) für die Dar­stel­lung von Inhal­ten hat.

Unter Umstän­den muss ein Bei­spiel für eine sol­che Über­set­zung gege­ben wer­den, um kei­ne Miss­ver­ständ­nis­se auf­kom­men zu las­sen. Für das Lied von Sophie Hun­ger könn­te dies etwa so aussehen:

Ich spre­che mit jeman­dem über Din­ge von denen er kei­ne Ahnung hat.

Ich hole mir Rat zum Umgang mit mei­nen Pro­ble­men bei Men­schen, die es selbst nicht hinbekommen.

Ich hof­fe und bete, dass alles bald so wird, wie ich es mir wünsche.

Du

Du bedeu­test mir sehr viel …

Bei der Über­set­zung wird den Schü­lern auf­fal­len, dass die­se Trans­for­ma­ti­on gar nicht so ein­fach ist und dass eine Men­ge an Bedeu­tungs­ge­halt auf die­sem Wege ver­lo­ren geht.

Kreativarbeit II – eigene Texte vertonen

Die bei Lie­dern noch hin­zu­tre­ten­de Bedeu­tung der Musik als Mit­tel des Aus­drucks kam bis hier­her nur indi­rekt oder gar nicht zur Spra­che. Je nach Lern­grup­pe und den vor­herr­schen­den Rah­men­be­din­gun­gen kann an die­ser Stel­le vari­iert wer­den. In jedem Fall soll­ten die Schü­le­rin­nen und Schü­ler zum The­ma Lie­be und Part­ner­schaft eige­ne Tex­te im Duk­tus der in der Ein­heit ver­wen­de­ten Medi­en erstel­len. Die Pro­duk­te kön­nen aus­ge­stellt wer­den. Eben­so wäre es reiz­voll, sie in einer Per­for­mance, unter­malt mit selbst­ge­wähl­ter Musik, vor­zu­tra­gen. Auf die­se Wei­se kön­nen die Tex­te einer­seits gewür­digt wer­den, ande­rer­seits kön­nen sie ihr Poten­ti­al über die Kanä­le von Text, Stim­me und Musik voll entfalten.

Auf­ga­ben:

  1. Ver­fas­se zum The­ma Lie­be und Part­ner­schaft einen krea­ti­ven Text. Die­ser soll­te eige­ne sprach­li­che Bil­der ent­hal­ten und mög­lichst der Form des Lied­tex­tes entsprechen.
  2. Übe den Vor­trag dei­nes Tex­tes. Wäh­le pas­sen­de Musik aus, wel­che wäh­rend dei­ner Dar­bie­tung im Hin­ter­grund läuft.
  3. Ver­fas­se eine Song­text­kri­tik zu dei­nem eige­nen Text. Erklä­re dabei ins­be­son­de­re wie sprach­li­che Bil­der, Musik und der Aus­druck dei­nes Vor­trags mit­ein­an­der zusam­men­hän­gen und dei­ne Bot­schaft trans­por­tie­ren und verstärken.

Auf­ga­be 3 kann auch nach der Prä­sen­ta­ti­on statt­fin­den. Sie ist in Abhän­gig­keit von der gewähl­ten Bear­bei­tungs­va­ri­an­te zu modi­fi­zie­ren. Die Song­text­kri­tik kann auch zu Wer­ken von Mit­schü­lern ange­fer­tigt wer­den. Auch hier­bei ist ent­spre­chend der herr­schen­den Rah­men­be­din­gun­gen die Arbeit in ver­schie­de­nen Sozi­al­for­men denkbar.

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Tobias Neumeister
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