Oft gefragt — Dank, Heimat, Loslassen oder ein Gebet

Du hast mich ange­zo­gen, aus­ge­zo­gen, groß­ge­zo­gen. Und wir sind umge­zo­gen. Ich hab dich ange­lo­gen: Ich nehm‘ kei­ne Dro­gen. Und in der Schu­le war ich auch.“ Die Band Annen­May­Kan­te­reit schreibt und singt über all­täg­li­che Erfah­run­gen und die exis­ten­ti­el­len Fra­gen, die für uns Men­schen dar­aus erwach­sen. Ihren Song „Oft gefragt” von 2014 kann als Lie­bes­er­klä­rung an einen Vater oder eine Mut­ter, als Suche nach Hei­mat, als Aus­druck von Los­kom­men und Erwach­sen­wer­den oder viel­leicht mit Dank und Bit­te als Gebet ver­stan­den wer­den. So klar und ein­deu­tig ist das gar nicht. Viel­leicht ent­steht Sinn und Zusam­men­hang ja auch unab­hän­gig von den Autoren im Kopf der Hörer und Mitsummer.

Gestol­pert bin ich über die­sen Song durch einen Bei­trag mei­ner Deutsch­kol­le­gin, die auf Twit­ter unter @OttomachtSchule schreibt. Und noch mehr über die Fra­gen und Ideen, die ihre Schü­le­rin­nen und Schü­ler sich dazu aus­ge­dacht haben. Mich hat das berührt und ich hab über­legt, wel­che Bei­trä­ge Reli­gi­on oder Ethik für die­ses schö­ne Deutsch­pro­jekt leis­ten könnte.

Unter­richts­ideen der Klas­se 7 des Wer­ner-von-Sie­mens Gym­na­si­ums Mag­de­burg, Schul­jahr 2019/​2020 für ihren Deutschunterricht


Kern­kom­pe­tenz: Den eige­nen Glau­ben und die eige­nen Erfah­run­gen wahr­neh­men und zum Aus­druck brin­gen sowie vor dem Hin­ter­grund christ­li­cher und ande­rer reli­giö­ser Deu­tun­gen reflektieren.

Jahr­gang: Ab Jahr­gang 7

Arbeits­for­men: Inter­view, Posi­ti­ons­li­nie, Bibli­sche Lek­tü­re zu

Hin­ter­grund­in­for­ma­ti­on:

Über Annen­May­Kan­te­reit -> https://​www​.annen​may​kan​te​reit​.com/

Gesa Ufer -> Dan­ke, Papa, aber lass mich!; 2015

Phase 1: Über die eigene Herkunftsfamilie nachdenken

  1. Beschrei­be in einem eige­nen Lern­log­buch wesen­haf­te Eigen­schaf­ten und Züge dei­ner Familie.
  2. Notie­re für dich selbst, was Dir Mut­ter, Vater oder erzie­hen­de Per­son bedeu­ten und an wel­chen Ereig­nis­sen oder Erfah­run­gen dir das deut­lich wurde.
  3. Klä­re für dich selbst die Fra­ge, ob Fami­lie „hei­lig” ist.
  4. Tau­sche dich in der Lern­grup­pe dazu aus.

Phase 2: Geben — Nehmen — Teilen

  1. Schau dir das Video an. Hal­te fest Dei­ne Beob­ach­tun­gen im Lern­log­buch fest.
  2. Dis­ku­tiert die Bedeu­tung von Auf­merk­sam­keit und Acht­sam­keit beim Essen.
  3. Tauscht euch über ritu­el­le Bestand­tei­le des „Gemein­sa­men Essens” in euren Fami­li­en aus.
  4. Erläu­tert die Wir­kung und Bedeu­tung von Tisch­sprü­chen, Gebe­ten, gemein­sa­men Beginn etc.
  5. Hal­te im Lern­log­buch fest: Gemein­sa­mes Essen bedeu­tet mir … Allein zu essen bewirkt bei mir …

Phase 3: Den Songtext analysieren

Du hast mich ange­zo­gen, aus­ge­zo­gen, großgezogen
Und wir sind umge­zo­gen, ich hab dich angelogen
Ich neh­me kei­ne Drogen
Und in der Schu­le war ich auch
Du hast dich oft gefragt, was mich zerreißt
Ich woll­te nicht, dass du es weißt
Du warst allein zu Haus’, hast mich vermisst
Und dich gefragt, was du noch für mich bist
Und dich gefragt, was du noch für mich bist
Zu Hau­se bist immer nur du
Zu Hau­se bist immer nur du
Du hast mich abge­holt und hingebracht
Bist mit­ten in der Nacht wegen mir aufgewacht
Ich hab in letz­ter Zeit so oft dar­an gedacht
Wir waren in Prag, Paris und Wien in der Bre­ta­gne und Berlin
Aber nicht in Kopenhagen
Du hast dich oft gefragt, was mich zerreißt
Und ich habe auf­ge­hört, mich das zu fragen
Du warst allein zu Haus’, hast mich vermisst
Und …
Quel­le: Lyric­Find
  1. Lies den Song­text zu nächst kom­plett durch. Hal­te die wich­tigs­ten Stich­wor­te aus dem Gedächt­nis im Lern­log­buch fest.
  2. Gehe jede Zei­le sys­te­ma­tisch durch. Wenn Dir dazu oder nur zu einem einem ein­zel­nen Wort etwas ein­fällt — eine Gedan­ke, eine Idee oder eine Erin­ne­rung — dann mar­kie­re die Pas­sa­ge und schrei­be dei­ne Asso­zia­ti­on dane­ben in einen Gedankenblase.
  3. For­mu­lie­re in einem Satz, wonach es Dei­ner mei­nung nach in die­sem Song geht. Siche­re das Ergeb­nis im Lernlogbuch.

Phase 4: Vom verlorenen Sohn

  1. Nimm das Gleich­nis vom ver­lo­re­nen Sohn aus dem Lukas­evan­ge­li­um 15,11 – 32 zur Kenntnis.
  2. Erzäh­le die Geschich­te aus Per­spek­ti­ve des Soh­nes, des Vaters oder des Bruders.
  3. Dis­ku­tiert, war­um die Mut­ter nicht erwähnt wird.
  4. Dis­ku­tiert die Bedeu­tung des Moments der Umkehr. Asso­zi­iert, was Men­schen in sol­chen Augen­bli­cken bewegt, was sie den­ken und füh­len. Erin­nert eige­ne ana­lo­ge bio­gra­fi­sche erfah­run­gen. Klärt, war­um Umkehr so schwer ist.
  5. Inter­pre­tiert das Gleich­nis im Hori­zont von „Oft gefragt”.

Phase 5: YouTube Kommentare zum Video

Ziem­lich wit­zig. Habe jetzt eine Ewig­keit dar­auf gewar­tet mein „zuhau­se” end­lich zu ver­las­sen und erwach­sen zu sein und mein eige­nes Leben zu haben. Ein­fach weg. Und mein ewi­ges Fern­weh… Und jetzt? In einem Monat ist die­ser Moment dem ich so lan­ge schon hin­ge­fie­bert habe end­lich gekom­men und ich wei­ne jetzt schon wenn ich das Lied höre weil ich weiß das eine ver­dammt lan­ge, durch­aus auch nicht immer so tol­le aber ein­fach ein­präg­sa­me Kind­heit zu Ende geht. Und mei­ne Mut­ter die immer für mich da war, wird in Zukunft nicht mehr da sein um mich zu trös­ten wenn ich krank bin, wenn ich den­ke, dass die gan­ze Welt gegen mich ist, wenn man ein­fach eine Mut­ter braucht. Hät­te nie gedacht das micht das so fer­tig machen wird. Krass. Und das Lied bringt das ein­fach alles auf den Punkt. Dan­ke!
Leonora Kulikovskaja Leo­no­ra Kulik­ovs­ka­ja vor 1 Jahr
„Zuhau­se bist immer nur Du. Ich habe kei­ne Hei­mat, ich habe nur Dich.” Aber was ist wenn sie plötz­lich nicht mehr da ist. Was ist dann noch Hei­mat und was Zuhause?
WoIstMeineSocke WoIst­Mei­ne­So­cke vor 6 Monaten
War­um befrie­digt mich die­ses Video, wo eine Fami­lie nur Spa­ghet­ti isst?
Redr0sid Redr0sid vor 4 Jahren
Das Video passt per­fekt. Der alte Holz­tisch, an dem man seit Jah­ren zusam­men sitzt und isst, egal ob man gestrit­ten hat oder nicht. Hier wird sich ver­söhnt. Dann der alt bekann­te Geruch der Bolo­gne­se, der welt­bes­ten Bolo­gne­se, wie man sie nur zu Hau­se bekommt. Seit Jah­ren die sel­ben Hän­de mit denen man das Brot teilt und die sel­ben Stim­men mit denen man lacht. Gemein­sa­me Abend­essen sind Zuhau­se, für immer und mich.
  1. Nehmt die Aus­wahl von Kom­men­ta­ren unter dem Inter­view zur Kenntnis.
  2. Tauscht euch dar­über aus. wel­che euch vor­an­brin­gen und wel­chen ihr wider­spre­chen möchtet.
  3. Prüft sel­ber die Ein­trä­ge unter dem Video.
  4. Ver­fasst eine Ant­wort auf einen Kom­men­tar, die in einen kon­struk­ti­ven Aus­tausch füh­ren. Hal­tet die Ergeb­nis­se im Lern­log­buch fest.

Phase 6: Dank, Heimat, Loslassen oder ein Gebet — Worum geht’s?

  1. Nimm ein letz­tes Mal Dei­ne Ein­tra­ge aus dem Lern­log­buch zur Kenntnis.
  2. For­mu­lie­re mit eige­nen Wor­ten, wor­um es in die­sem Song Dei­ner Mei­nung nach wirk­lich geht. Siche­re dei­ne Über­le­gun­gen im Lernlogbuch.
  3. Schrei­be auf, was Du aus der Arbeit mit die­sem Film mit­nimmst oder was Du gelernt hast oder was für Dich kla­rer gewor­den ist.
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Andreas Ziemer
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