Anni pfeift eine wunderbare Melodie. Kikaninchen ist begeistert. Gemeinsam besuchen sie die Blaumeise in der Schnipselwelt. Ihr gehört das Lied. Doch der kleine Vogel singt nicht mehr. Die Freunde kommen ins Nachdenken: Warum singt der Vogel nicht mehr? Warum ist er gestorben? Was macht lebendig? Wohin geht die Seele? Was bleibt von ihm?
Die 3D-Animation gehört primär zu einem Angebot für die Vorschule. Die Fragen und Impulse regen in elementarer Weise das Nachdenken über Sterben, Tod und Abschiednehmen an. Unter dieser Perspektive bieten die Dialoge des Clips interessante Perspektiven auch für Grund- und weiterführende Schulen. Dabei ist es von Vorteil, wenn in der Lerngruppe zunächst die Zielgruppe geklärt wird und die Schülerinnen und Schüler sich als „Medienexpertinnen und ‑experten” für den Elementarbereich verstehen.
Kernkompetenz: Den eigenen Glauben und die eigenen Erfahrungen wahrnehmen und zum Ausdruck bringen sowie vor dem Hintergrund christlicher und anderer religiöser Deutungen reflektieren.
Jahrgang: ab 5. Jahrgangsstufe
Arbeitsformen: Schreibgespräch, Kahoot!, Kollaborative Textarbeit, Videoanlayse
Hintergrundinformationen: https://www.kika.de/kikaninchen/sendungen/sendung100108.html
Phase 1: Abschied nehmen
Die Sequenz eröffnet mit einem Gespräch über Abschiede. Um die Vielfalt der Erfahrungen einzuholen und allen Schülerinnen und Schülern Zugänge zu ermöglichen, bietet sich eine gestaltete Mitte an. Auf einem Tuch, dessen Enden eingeschlagen sind, werden Gegenstände, Bilder und Sprüche präsentiert.
Mögliche Sprüche
Ein Abschied ist immer auch ein Anfang.
Abschiede sind Tore in neue Welten.
Die Erinnerung ist ein Paradies, aus dem man nicht vertrieben werden kann.
Manchmal muss man fortgehen, um sich selbst zu finden.
Was es ist und was es war, das wird uns erst beim Abschied klar.
Wohin du auch gehst, geh mit deinem ganzen Herzen.
Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen. Woher kommt mir Hilfe? Meine Hilfe kommt vom HERRN, der Himmel und Erde gemacht hat.
Abschied ist nicht das Schlimmste auf der Welt, dass man sich wiedersieht, das zählt!
Manchmal gehen Dinge kaputt, die für die Ewigkeit bestimmt waren.
Ein Mund kann lachen, auch wenn das Herz weint.
Schweigen ist manchmal der lauteste Schrei.
Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.
Du bist nicht mehr da, wo du warst, aber du bist überall, wo wir sind.
Der Tod ist nicht das Ende, nicht die Vergänglichkeit, der Tod ist nur die Wende, Beginn der Ewigkeit.
Abschied… das ist der Anfang der Erinnerung.
Aber die auf den HERRN harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden.
Symbolisierende Gegenstände
z.B. Muscheln, Steine, Blüten, Bänder, Glasperlen, Kreuz, Schlösser, Herzen, Briefumschlag, Kerzen, Gläser
Bilder
Motivsuche unter pixabay, z.B. https://pixabay.com/de/images/search/abschied/
Aufgaben
- Wähle einen Gegenstand, ein Foto oder einen Spruch.
- Erzähle damit von einer Abschiedserfahrung.
- Halte in deinem Lerntagebuch fest, welche Geschichten, Gedanken und Gefühle dir heute wieder bewusst geworden sind.
Notiere auch Inspirationen und Gedanken aus der Gruppe.
Phase 2: Das Schreibgespäch
Mehrere A3-Bögen werden mit jeweils einem Impuls oder einer Frage im Unterrichtsraum ausgelegt. Alternativ kann auch ein Etherpad (z.B. unter https://zumpad.zum.de/) oder Blogbeiträge mit Kommentarfunktion (z.B. https://blogs.rpi-virtuell.de/) zur Anwendung kommen.
Lebewesen müssen sterben, weil …
Lebewesen müssen sterben, damit …
Das macht lebendig …
Das unterscheidet den Schlaf vom Tod …
Die Seele ist …
So wird man unsterblich …
Aufgaben
- Schreibe in einer ersten Runde deine Überlegungen, Assoziationen oder Fragen auf den jeweiligen Bogen.
- In der zweiten Runde kannst du die Beiträge der anderen lesen und schriftlich kommentieren. Verwende dazu eine zweite Farbe. Bitte gehe wohlwollend und wertschätzend mit den Beiträgen der Anderen um.
- In der dritten Runde sprecht ihr im Plenum.
- Diskutiert in der Lerngruppe, inwiefern „Sterben” zum „Abschiednehmen” gehört.
- Deine individuellen Überlegungen hältst du schriftlich im Lerntagebuch fest.
Phase 3: Filmanalyse
- Schau dir den Film mehrfach an.
- Lege Kapitelmarken (z.B. 00:00 — 01:04) für die Szenen an und vergib treffende Überschriften.
- Gib die einzelnen Szenen mit eigenen Worten wieder.
- Formuliere eine Filmempfehlung für die pädagogische Arbeit im Kindergarten und in der Grundschule
- Stell dir vor, Du könntest den Film umarbeiten oder einen eigenen Kurzfilm zum Abschied entwicklen. Was würde dann anders sein?
Phase 4: Am Transkript arbeiten
Abschied von der Blaumeise
Im Studio
Kikaninchen: Oh, das ist aber schön, das Lied. Von wem ist das denn?
Anni: Von einem kleinen Vogel. Möchtest Du ihn kennenlernen?
Kikaninchen: Ja!
Kikaninchen und Anni im Wald
Kikaninchen: Oh, hier riecht es aber gut.
Anni: Ja, nach Waldboden und Blättern! Aber, ich höre den Vogel gar nicht, der mir das Lied vorgesungen hat.
Kikaninchen: Da! Da schläft ein kleiner Vogel im Moos. Ist er das?
Anni: Ja, genau. Hallo kleine Blaumeise.
Kikaninchen: Singst Du mir auch Dein schönes Lied vor? Hallo! Die schläft aber fest.
Anni: Sie schläft nicht Kikaninchen. Ich glaube, sie ist tot.
Kikaninchen: Tot? Oh nein! Warum denn?
Anni: Die kleine Blaumeise war sicher sehr alt.
Kikaninchen: Armer kleiner Vogel.
Anni: Das ist traurig.
Kikaninchen: Wo ist denn jetzt das, was den Vogel lebendig gemacht hat?
Anni: Du meinst seine Seele?
Kikaninchen: Ich weiß nicht, was ist die Seele?
Anni: Die Seele ist das, was Du fühlst und denkst und was du für andere empfindest. Sie ist in uns.
Kikaninchen: Und die Seele ist jetzt einfach weg?
Anni: Also ich glaube ja, dass sie noch da ist. Hier irgendwo. Und dass das nur der Körper des kleinen Vogels ist.
Kikaninchen. Hm. Ja, vielleicht guckt uns der kleine Vogel von oben zu. Von seinem Lieblingsbaum.
Anni: Oder von einer Wolke.
Kikaninchen: Ja. Auf Wiedersehen lieber Vogel.
Anni: Tschüss.
Im Studio
Kikaninchen: Weißt Du was, Anni? Die Blaumeise ist gestorben, aber wir haben ja noch ihr Lied.
Anni: Stimmt Kikaninchen, ihr Lied, das bleibt.
Aufgaben
- Gib mit eigenen Worten die Antworten der Filmemacher auf die Frage wieder.
- Warum müssen Lebewesen sterben?
- Was macht lebendig?
- Was ist die Seele?
- Wohin geht die Seele?
- Was bleibt vom Leben?
- Beurteile, welchen Antworten du zustimmen kannst und bei welchen Fragen du andere Antworten geben würdest.
- Tauscht euch in der Lerngruppe über die Beobachtungen und Antworten aus.
- Halte deinen Lernfortschritt im Lerntagebuch fest.
- Überprüfe dein Empfehlungsschreiben für den Film.
Phase 5: Was bleibt …
Der Kirchenpräsident (Bischof) der Evangelischen Landeskirche Anhalts (Dessau), Joachim Liebig stellt die folgende Erzählung zur Verfügung:
Der erste Schrecken ist vorbei. Seit drei Tagen sitzen seine Schwestern und er nun abwechselnd am Bett der Mutter. Er hat sich inzwischen ein wenig an die Situation gewöhnt: den eigentümlichen Geruch von Desinfektionsmitteln und Deospray – immer wieder öffnet er das Fenster, aber der Verkehrslärm erscheint ihm unangemessen aufdringlich. Ganz leise zischt die Wechseldruckmatratze und übertönt damit sogar die flache Atmung der Mutter.
Ist das überhaupt noch seine Mutter?
Die Wangen sind eingefallen; die Augen liegen tief in den Höhlen; bisweilen zucken die geschlossenen Lider ein wenig; die Fingerspitzen der kalten Hände sind blau angelaufen.
Ja – das ist seine Mutter und doch erkennt er sie kaum noch.
Die langen Stunden großer Ruhe nutzt er zu Gedankenreisen in die Erinnerung. Seine Mutter bringt ihn in die Schule. Urlaubsfahrten mit den Eltern und den Schwestern. Eine Distanz nach seiner Heirat. Seine Mutter ist nie mit der Schwiegertochter warm geworden. Das war schmerzlich, hatte aber mit der Scheidung nichts zu tun – wahrscheinlich. Der Tod des Vaters und ein seltsames Gefühl, vor allem er sei nun in besonderer Weise für die Mutter verantwortlich. Die Schwestern widersprechen nicht.
Liegt hier seine Mutter; mit 87 Jahren am Ende ihres Weges angekommen – mehr als 50 Jahre für ihn einer der wichtigsten Menschen. Oder ist das nur eine biologische Maschine, deren Funktionszeit nun endet.
Aber wo ist dann seine Mutter? Gibt es sie nicht mehr? Bleibt wirklich nichts außer Erinnerung, wie er es stets vollmundig behauptet hat? Soll das alles gewesen sein?
Seele – das Wort springt ihn beinahe an. Ist in der Seele eines Menschen die ganze Persönlichkeit und alle Individualität gesammelt? Ist die Seele der Teil des Menschen, mit dem er an der Ewigkeit Anteil hat? Bleibt etwas über den Tod hinaus, was schon vor der Geburt bedeutsam war?
Am frühen Morgen geht die Sonne auf. Ein tiefer Seufzer und dann ist das Leben seiner Mutter zuende. Behutsam fährt über ihre kalte Stirn, schließt die Augen, die sich leicht geöffnet haben. Gegen seinen Willen laufen ihm Tränen über die Wangen und tropfen auf das Bett.
Er zündet die Kerze an, die die Pflegerin schon vor Tagen brachte.
Das ist seine Mutter, aber ihre Seele ist anderswo.
Fast getröstet sieht er ein letztes Mal zurück und schließt dann leise die Tür.
Aufgaben
- Gib die Erzählung Joachim Liebigs mit eigenen Worten wieder.
- Erläutere die Vorstellung von „Seele”, die Joachim Liebig verwendet.
- Halte die Bedeutung von „Mutter” in deinem Lerntagebuch fest.
- Tauscht euch in der Lerngruppe dazu aus.
Phase 6: Bibelverse interpretieren
An den Schluss der Erzählung setzt Joachim Liebig einen Bibelvers.
Ich hoffe auf den HERRN. Voller Sehnsucht hoffe ich auf ihn und warte auf seinen Freispruch.
Psalm 130,5
- Formuliere mögliche Deutungen des Bibelverses für den Erzähler und für seine Mutter.
- Welchen Bibelvers oder welchen stärkenden Spruch würdest du wählen? Suche nach Alternativen. Befrage Menschen Deines Vertrauens. Notiere sie in deinem Lernlogbuch.
Phase 7: Lernstandserhebung
- Blicke noch einmal auf die Ergebnisse des Schreibgespräches.
- Kommentiere noch einmal mithilfe einer dritten Farbe.
- Halte deine individuellen Überlegungen und wichtige Impulse der Anderen in deinem Lerntagebuch fest.
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2 Gedanken zu „Abschied nehmen — Ich hoffe auf den Herrn“