Meine lieben Schülerinnen und Schüler,
Wir sind aufgerufen, körperliche Nähe zu anderen Menschen zu meiden … Eigentlich die ideale Zeit, herunterzufahren, ruhiger zu werden, aufmerksam für das zu werden, was sonst in der Hektik des Alltags untergeht …
Gleichzeitig bin ich unruhig und rastlos. Ich arbeite bis in die Nacht hinein an den Online-Seminaren meiner Oberstufen-eLearning-Kurse an den Gymnasien, kommuniziere mit SchülerInnen, KollegInnen … Die Nachrichten in der Familiengruppe überschlagen sich. Ich habe ständig das Bedürfnis, meine Eltern und meine Kinder anzurufen.
Ich weiß nicht, wie es dir geht. Ich jedenfalls bin gerade hin- und hergerissen zwischen einer Vielzahl an sehr unterschiedlichen Gefühlen, die in kurzem Wechsel von mir Besitz ergreifen. Es ist die Gelegenheit, diesen Reichtum der Gefühle wahrzunehmen und mir die unterschiedlichen Bedürfnisse bewusst zu machen, die sie anzeigen. Die Aufforderung, zu Hause zu bleiben, bedeutet auch eine sozial-emotionale Herausforderung. Es schlägt die Stunde der gewaltfreien Kommunikation 😉
Lege einmal dein Smartphone zur Seite und geh an einen Ort, an dem du nicht durch die Signale deines Computers abgelenkt wirst. Richte deine Aufmerksamkeit auf deine Gefühle und sammle sie in 2 Listen (eine für die Gefühle, die anzeigen, dass deine Bedürfnisse erfüllt sind und eine für die, die anzeigen, dass die Bedürfnisse nicht erfüllt sind). Wenn sich hier eine innere Blockade einstellt, nimm deine Gefühlskarten zu Hilfe.
Setze nun deine Gefühle in Farben um und gestalte hierzu ein A4-Blatt.
Zeichne zwei Farbpaletten (eine für die erfüllten, eine für die unerfüllten Bedürfnisse) und, je nachdem wie stark du einzelne Gefühle spürst, einen mehr oder weniger großen Farbklecks für ein bestimmtes Gefühl in die jeweilige Palette. Schreibe das jeweilige Gefühl in den Farbklecks hinein. Überlege, welche Farbnuancen zu deinen Gefühlen passen und gestalte sie wie auch immer du möchtest: mit Stiften, Pinsel + Farbe, als Mosaik geklebt, online mit einem Malprogramm …
Wenn du andere Ideen hast, den Reichtum deiner Gefühle farblich darzustellen, kannst du es gern tun. Geh kreativ mit dieser Aufgabe um.
Orientiere dich an dem angefügten Arbeitsblatt zum Tagesablauf. Du musst es nicht ausdrucken. Versuche einfach einmal einen Tag lang daran zu denken, deine erfüllten Bedürfnisse aufzuschreiben.
Gestalte nun deine Bedürfnisse in einer Wortwolke (Bsp. findest du, wenn du „Wortwolke“ in die Suchmaschine eingibst und unter Bildern schaust).
Du kannst für die Wortwolke eine der kostenlosen Apps verwenden, die angeboten werden, z.B. „Wordsalad“:
Funktioniert meist so: Begriffe untereinander schreiben, die wichtigsten Bedürfnisse mehrmals untereinander schreiben (dann werden sie in der Wortwolke größer als andere angezeigt), Design auswählen — einfach ausprobieren …
Falls du keine Möglichkeit haben solltest, die Wortwolke digital zu gestalten, kannst du sie auch zeichnerisch gestalten.
Stell dich nun vor den Spiegel und schenk dir ein Lächeln.
- Schreibe auf, was dir nicht an dir gefällt, z.B. „Mich stören die Pickel in meinem Gesicht.” oder: „Meine Oberschenkel sind zu dick.„
Schreibe alles auf, was dir auf- bzw. einfällt. - Lies dir die Liste selbst laut vor.
Wie fühlt es sich an, von dir selbst zu hören, dass du deine Haare zu dünn findest?
Schreibe deine Gefühle dazu auf. - Mache dir deine Bewertungen bewusst.
- Welche Bedürfnisse erfüllst du dir dadurch, dass du dich selbst bewertest?
- Welche Bedürfnisse erfüllst du dir dadurch nicht, dass du dich selbst bewertest?
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Liebe Frau Pfarrerin Ziemer!
Ihre Vorschläge gefallen mir sehr gut, bin grad am Überlegen, wie ich die erste Religionsstunde nach Schulöffnung u Coronakrise ohne „angreifbarem ” Material gestalten soll.
Falls Sie/du noch ein paar andere Ideen oder Geschichten hast, wäre ich sehr dankbar!
Alles Liebe und Gute aus Österreich!
Jo Grimm