Der Roman bietet eine Vielfalt anthropologischer Fragen und ethischer Implikationen. Hier zeigen sich Vielfalt und Offenheit religiösen und weltanschaulichen Fragen und Nachdenken.
Kernkompetenz: Religiöse Grundideen erläutern und als Grundwerte in gesellschaftlichen Konflikten zur Geltung bringen
Jahrgang: 9. – 12. Jahrgangsstufe
Arbeitsformen: Ganzschriftlektüre, Lerntagebuch, Telefoninterview, Online-Umfragen
Hintergrundinformationen:
Zur Schnelleinwahl in den Roman -> https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Pest
Die Personen und ihre Positionen -> https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Pest#Personenkonstellationen:_PEST_%E2%86%92_Absurdit%C3%A4t
Weiterführende Informationen und Reflexionen:
Pandemie als Glaubenstext -> https://de.catholicnewsagency.com/article/corona-pandemie-als-glaubenstest-0846
Auf dem Weg in die Tiefe von Tomáš Halík -> https://www.zeit.de/2020/15/kirche-gottesdienste-coronavirus-gott
Virus der Einsamkeit von Petra Bahr -> https://www.zeit.de/2020/13/coronavirus-naechstenliebe-einsamkeit-ausnahmezustand-zusammenhalt
Ideen für eine Ganzschriftlektüre -> https://www.beltz.de/fileadmin/beltz/aktuelles/Methoden_nach_den_Bildungsstandards.pdf
Camus Pest mit dem Religionskurs in der Oberstufe lesen
Ein Religionsunterricht, der nicht nur sprachliche, literarische und religionskundliche Ziele verfolgt, sondern auch religiöse und werteorientierende Haltungen seiner Schülerinnen und Schüler in den Blick nimmt, muss die Erfahrungen der Kinder- und Jugendlichen aufnehmen, erst recht aus diesen Zeiten.
Er muss sie ins Gespräch und in die Auseinandersetzung mit anderen Generationen, Erfahrungen und weltanschaulichen Rückschlüssen bringen. Camus „Pest” bietet eine Option. (Ich denke an „Die Liebe in den Zeiten der Cholera” von Gabriel García Márquez oder Hermann Hesses „Narziss und Goldmund”.)
Daher gilt es, den Unterricht und das Leseerlebnis „öffend” zu gestalten und nicht „bestimmend, festlegend, schließend”. Die Lektüre gilt folglich als Impulsgeber für die Fragen der Schülerinnen und Schüler. Die Fragen der Figuren als Bitte um Antworten, die erst noch gefunden und formuliert werden müssen. Es geht um individuelle Deutungen und Interpretationen. Und es geht um das gemeinschaftlichen Lektüreerlebnis.
Leitlinien für eine gemeinschaftliche Lektüre
Lassen Sie die spanndenden oder relevanten Passagen finden und mit Fragen und Deutungsoptionen durchsetzen.
Verbinden Sie analytische und handlungsoroentierende Verfahren und Zugänge.Lassen Sie individuelle Interpretationsansätze der Schülerinnen und Schüler zu. Halten Sie eigene Ideen und Bekenntnisse nicht zurück. Lassen Sie beim der Heimlektüre den Umfang eher gering ausfallen, räumen sie Stille-Phasen für den Präsenz-Unterricht ein. Lesen sie vor, auch über Soundclud.com oder YouTube. Nutzen Sie kollaborative Werkzeuge zum gemeinsamen Erstellen eines Lesetagebuches oder einen Chat für die schriftliche Diskussion.
… in denen uns klar wurde, dass keine Züge ankamen
- Notiere die Passagen aus Camus Text, die Dir besonders eindrücklich waren, in einem Lerntagebuch.
- Tausche Dich in einem Telefoninterview über Deine Erfahrungshintergründe aus.
- Halte schriftlich fest, was Deinen Gesprächspartnern wichtig war und wie sie zu diesen eindrücken kamen.
- Erstellt für Lerngruppe ein gemeinsames Dokument, in dem ihr existentiellen menschlichen Fragen festhaltet, die Camus in seinem Text formuliert.
Ergänzt sie um eure Fragen, die sich aus den Erfahrungen der letzten Tagen und Wochen ergeben haben.
… ihr habt es verdient
- Gib die Hauptgedanken der Predigt mit eigenen Worten wieder.
- Bestimme Grundlinien des Gottesbildes und was darin über die Menschen ausgesagt wird. Halte die Überlegungen im gemeinsamen Dokument fest.
- Diskutiert im Gruppenchat, ob die Predigt Paneloux’ auch als eine Predigt für die zeit von Corona gehört werden kann.
- Formuliere eine Antwort an den Jesuitenpater.
… zu lange in Spitälern gelebt, um den Gedanken einer Kollektivstrafe zu ertragen
- Gib das Gespräch zwischen Tarrou und Dr. Rieux mit eigenen Worten wieder.
- Beurteile die Ableitungen für sein Gottesbild.
- In der Wikipedia heißt es, dass Dr. Rieux Atheist sei. Klärt im Telefoninterview, inwiefern diese Einordnung zutreffend ist.
- Klärt mithilfe einer Umfrage (kahoot.com oder mentimeter.com) und einem gemeinsamen Dokument, wie „religionshaltig” die „atheistischen” Positionen des Arztes sind.
Viren und Virologie als Triebkräft der Evolution
„Sehen sie”, sagte Tarrou, „Warum zeigen Sie sich so voller Aufopferung und Hingabe, wenn Sie doch nicht an Gott glauben? Ihre Antwort wird mir vielleicht helfen, meinerseits Ihre Frage zu beantworten.”
Ohne aus dem Dunkel hervorzutreten sagte der Arzt, dass er darauf schon geantwortet habe. Wenn er an einen allmächtigen Gott glauben würde, müsste er die Sorge dafür allein diesem Gott überlassen. Aber an einen solchen Gott glaubt kein Mensch auf der Erde, nein, nicht einmal Paneloux. Der meint, daran glauben zu müssen, denn niemand will sich wirklich vollkommen aufgeben oder ausliefern. Und hierin wenigstens glaube er, Rieux,’ sich auf dem Wege zur Wahrheit, wenn er gegen die Schöpfung, so wie sie nun einmal sei, ankämpfe.
Albert Camus, Die Pest
- Formuliere Leitlinien für das Berufsethos des Arztes mit eigenen Worten.
- Recherchiere unter https://www.scinexx.de/news/medizin/viren-als-triebkraefte-unserer-evolution/ die Bedeutung von Viren für evolutionäre Entwicklungen.
Halte wesentliche Erkenntnisse im Lernlogbuch fest. - Klärt das Verhältnis zwischen Mutationen von Viren, den Bemühungen der Virologie und dem biblischen Schöpfungsgedanken (Gen 1,1 — 2,4a). Nutzt dazu eine kolloborative Mindmap oder eine gemeinsam entwickelte Sketchnote.
- Kann man angesichts möglicher Dilemmata noch an Gott glauben? Was glaubst Du?
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