In der Schule über Terror sprechen

Mit Schre­cken schau­en wir auf das furcht­ba­re Gesche­hen auf dem Mag­de­bur­ger Weih­nachts­markt. Wir sind in unse­ren Gebe­ten und Gedan­ken bei den Opfern und Ange­hö­ri­gen. Sie brau­chen jetzt unse­ren Bei­stand und unse­re Anteil­nah­me. Ich dan­ke der Poli­zei, allen Ret­tungs­kräf­ten und Not­fall­seel­sor­ge­rin­nen und ‑seel­sor­gern für ihren Einsatz.“
Fried­rich Kra­mer, Lan­des­bi­schof der Evan­ge­li­schen Kir­che in Mit­tel­deutsch­land, Magdeburg

Was soll man zum Anschlag von Mag­de­burg sagen? Wie spricht man in Grund- und wei­ter­füh­ren­den Schu­len über Gewalt und Ter­ror? Was muss an- und aus­ge­spro­chen wer­den? Wor­über kann man schwei­gen, ohne unglaub­wür­dig zu wer­den? Wel­che Bedeu­tung haben dabei die Medi­en? Wel­che Wirk­mäch­tig­keit haben Gebe­te, Ker­zen, Glo­cken und Lieder?

Heu­te, am 21. Dezem­ber 2024, sind die Schu­len geschlos­sen, in Mag­de­burg, in Sach­sen-Anhalt, in ganz Deutsch­land. Erst im Janu­ar wer­den sie sich wie­der fül­len, die Flu­re und Klas­sen­räu­me. Mit Sicher­heit ist das gut so, denn so wird die Infor­ma­ti­ons­la­ge dich­ter, vie­les wird sich klä­ren. Und die Lehr­kräf­te kön­nen sich vor­be­rei­ten, eige­nen Posi­tio­nen zum Mag­de­bur­ger Anschlag und zum Ter­ror klä­ren und an geeig­ne­ten Sze­na­ri­en für ihre Lern­grup­pen arbeiten.

Die fol­gen­den Bau­stei­ne wol­len als Instru­men­te für ein kon­struk­ti­ves Spre­chen über Ter­ror und Gewalt in Schu­le und Reli­gi­ons­un­ter­richt ver­stan­den werden.

Das eigene Verständnis klären

  1. Die­se Gefüh­le sind gera­de in mir … Sie erin­nern mich dar­an, dass ich mir wünsche …
  2. Die­se Infor­ma­tio­nen habe ich … und die­se Infor­ma­tio­nen habe ich nicht …
  3. Die­se Medi­en habe ich dazu befragt … Die­se habe ich aus­ge­blen­det … So schreibt man im Aus­land über Magdeburg …
  4. Die­se Ver­knüp­fun­gen sind in mei­nem Kopf … (Mes­ser­an­schlag von Solin­gen, 710, der Anschlag auf die Syn­ago­ge in Hal­le am 9.10.2019, der LKW-Angriff auf dem Breit­scheidt­platz 2016, die Madri­der Zug­an­schlä­ge, Anschlag auf die Redak­ti­on von Char­lie Heb­do, der Angriff auf das Jugend­camp auf Utøya in Nor­we­gen, 911 …)
  5. Ich ver­mu­te, dass es mei­nen Schüler:innen am ers­ten Schul­tag in die­ser Sache so gehen wird … Des­halb möch­te ich es ein­tra­gen oder nicht ein­tra­gen oder abwar­ten, was pas­sie­ren wird … oder …
  6. Über die­se Kanä­le könn­ten sie Infor­ma­tio­nen beziehen …
  7. Zu die­sen The­men und Fra­gen könn­ten sie den Aus­tausch suchen …

Sprechanlässe für die Lerngruppe vorbereiten

  1. Zurück­hal­tend mit eige­nen Erklä­run­gen, Gefüh­len und Deu­tun­gen auf­tre­ten und zugleich aktiv zuhörend
  2. Das habe ich gehört, gese­hen oder gele­sen … (Zunächst in Ein­zel­ar­beit mit Moerationskarten/​kleinen Zet­teln, anschlie­ßend in Klein­grup­pen sprechen)
  3. Die­se Fra­ge bewegt mich …
  4. Aus­wahl in das Ple­num ein­tra­gen und in geeig­ne­ter Form visua­li­sie­ren (Gestal­te­te Mitte)
  5. Das bewegt mich … (Eige­ne Ängs­te und Sor­gen for­mu­lie­ren und in der Lern­grup­pe vor­tra­gen oder für sich behal­ten, in die Visua­li­sie­rung eintragen)
  6. Empa­thie und Soli­da­ri­tät Aus­druck ver­lei­hen: Wenn ich sehe oder höre, dann füh­le ich … , weil …
  7. Dank­bar­keit formulieren …
  8. Hoff­nun­gen benennen …
  9. Respekt­voll auf ande­re Bei­trä­ge aus der Grup­pe reagie­ren, auch wenn man bestimm­te Posi­tio­nen nicht tei­len möchte

Eine Mitte gestalten

  1. Raum für einen Sitz­kreis aud Stüh­len oder am Boden schaffen
  2. Ein run­des Tuch auslegen
  3. Eine Ker­ze oder LED-Imi­ta­ti­on entzünden
  4. Von den Kin­dern bzw. Jugend­li­chen aus­ge­wähl­te Mode­ra­ti­ons­kar­ten oder Zet­tel der Sprech­an­läs­se auslegen
  5. Aus einer Aus­wahl von Lege­ma­te­ria­li­en auswählen: 
    1. Stei­ne für Beschwer­nis und Sorge
    2. Schnur mit Kno­ten für Ver­bin­dung und Mitgefühl
    3. Her­zen für Dankbarkeit
    4. Blü­ten­blät­ter für Wün­sche und Hoffnungen
    5. Muscheln und ihr Geheim­nis für alles Unausgesprochene

Einfache Lieder anstimmen oder mitsummen

  1. Das kann zu Beginn und zum Ende gesche­hen, um die Grup­pe ein­zu­stim­men, zur Ruhe kom­men zu lassen
  2. Über Spo­ti­fy oder YouTube
  3. Lie­der aus Tai­zé bie­ten sich an:, z.B. „Blei­bet hier und wachet mit mir”, „Frie­den, Frie­den”, „Nada te turbe”.
Andreas Ziemer
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