Heilung und Vertrauen

Sie sagte ihm die ganze Wahrheit… 

Die Erzäh­lung von der „Blut­flüs­si­gen Frau” im Mar­kus­evan­ge­li­um fas­zi­niert. Zum einen beweist die Frau gro­ßen Mut und gro­ßes Ver­trau­en ent­ge­gen aller gesell­schaft­li­chen und kul­tu­rel­len Wider­stän­de und wird damit gesund. Zum ande­ren stellt Mar­kus sie in den Mit­tel­punkt, obwohl Frau­en damals kaum wahr- und ernst­ge­nom­men wurden.

Ihr Mut, ihr Ver­trau­en und ihre Hoff­nung auf Hei­lung bie­ten eine gute Vor­la­ge, um mit Schü­le­rin­nen und Schü­lern über Her­aus­for­de­run­gen, Gefüh­le und Lösun­gen in schwie­ri­gen Situa­tio­nen zu arbeiten.

Kom­pe­tenz­ziel: Die SuS kön­nen am Bei­spiel der „Blut­flüs­si­gen Frau” reflek­tie­ren, wie hilf­reich es in schwie­ri­gen Situa­tio­nen sein kann, Mut zu fin­den und Ver­trau­en in die rich­ti­gen Men­schen (und Insti­tu­tio­nen) zu haben.

Teil­zie­le: Die SuS kön­nen sich emo­tio­nal in die Situa­ti­on der blu­ten­den Frau hin­ein­ver­set­zen und ihre Situa­ti­on auf eige­ne Lebens­si­tua­tio­nen über­tra­gen. Die SuS kön­nen eige­ne Hand­lungs­mög­lich­kei­ten ent­wi­ckeln, um eine schwie­ri­ge Lebens­si­tua­ti­on bewäl­ti­gen zu können.

Ziel­grup­pe: Jugend­li­che ab Klas­se 9

Anfor­de­rungs­si­tua­ti­on zum Thema:

Stell dir vor, dein bes­ter Freund/​dei­ne bes­te Freun­din fühlst sich jeden Tag müde und schlapp. Selbst gelieb­te und gewohn­te Akti­vi­tä­ten kos­ten ihn/​sie viel Kraft. Du merkst, dass etwas nicht mit ihm/​ihr stimmt. Er/​Sie braucht Hil­fe. Wie kannst Du ihn/​sie beglei­ten und mit ihm/​ihr gute Wege ent­de­cken oder ent­wick­len, damit er/​sie die­se schwie­ri­ge Situa­ti­on über­win­den und heil wer­den kann?

1. Pha­se: Die SuS schau­en das Video zur „Blut­flüs­si­gen Frau” und ver­glei­chen die­ses mit Mar­kus 5,24−35. 

Aus bei­den Quel­len rekon­stru­ie­ren die SuS in Grup­pen­ar­beit eine Art „Dia­gno­se” in Form eines Arzt­be­rich­tes zum gesund­heit­li­chen und emo­tio­na­len Pro­blem der Frau. Dazu sind even­tu­ell wei­te­re Infor­ma­tio­nen der Lehr­kraft nötig — etwa zu jüdi­schen Rein­heits­vor­schrif­ten, zur Rol­le der Frau in der anti­ken jüdi­schen Gesell­schaft und zur wirt­schafl­ti­chen Situa­ti­on armer Men­schen (ins­be­son­de­re Frau­en) damals in Israel.

Der Arzt­be­richt soll­te schrift­lich fest­ge­hal­ten wer­den — z.B. in der Mit­te eines A3 ‑Blat­tes.

2. Pha­se: Die SuS tra­gen durch Dis­kus­si­on und Recher­che zusam­men, wel­che medi­zi­ni­schen, emo­tio­na­len und sozia­len Hil­fen der Frau damals zur Ver­fü­gung stan­den und wel­che Hilfs­an­ge­bo­te ihr heu­te zur Ver­fü­gung ste­hen könnten. 

Die Lösun­gen wer­den z.B. in zwei ver­schie­de­nen Far­ben (damals und heu­te) rund um den Arzt­be­richt fest­ge­hal­ten. Die im Gespräch bes­te Hil­fe von damals und heu­te wird markiert.

3. Pha­se: Die SuS reflek­tie­ren die Ant­wort Jesu — dein Glau­be hat dir gehol­fen, indem sie die Bedeu­tung von eige­nem Zutrau­en und Mut für die Über­win­dung einer Krank­heit ein­schät­zen. Dazu bewer­ten die SuS ihre zuvor gefun­de­nen Lösun­gen danach, wel­che Lösun­gen das Zutrau­en der Frau in ihre Hei­lung unter­stüt­zen wür­de (z.B. kön­nen sie eine Zahl zwi­schen 1 – 10 ver­ge­ben, wobei 1 wenig Unter­stüt­zung bie­ten wür­de, 10 sehr viel). Anschlie­ßend betrach­ten sie unter­schied­li­che Krank­heits­bil­der (Grip­pe, gebro­che­ner Fuß, Krebs, Depres­sio­nen) und bewer­ten, wel­chen Ein­fluss eine posi­ti­ve Ein­stel­lung auf den Hei­lungs­ver­lauf haben könn­te. Even­tu­ell ergän­zen sie wei­te­re Lösun­gen, die das Zutrau­en ver­grö­ßern könnten.

4. Pha­se: Die SuS bekom­men die Anfor­de­rungs­si­tua­ti­on zur Ver­fü­gung gestellt. In einem Rol­len­spiel sol­len sie aus­pro­bie­ren, wie sie ihren Freund/​ihre Freun­din auf seine/​ihre Situa­ti­on anspre­chen kön­nen (je nach Anzahl der SuS meh­re­re Gesprächs­gän­ge). Das Rol­len­spiel soll­te hier­für gut vor­be­rei­tet sein und die per­sön­li­che Situa­ti­on der SuS muss bekannt sein, damit es nie­man­den ver­letzt. Bei der For­mu­lie­rung der Auf­ga­ben zum Rol­len­spiel soll­te dar­auf geach­tet wer­den, dass her­aus­ge­ar­bei­tet wird, wel­che Gefüh­le die Freunde/​Freun­din­nen jeweils haben und wel­che For­mu­lie­run­gen bzw. Hilfs­an­ge­bo­te moti­vie­rend wir­ken und wel­che nicht.

Moti­vie­ren­de Aus­sa­gen soll­ten anschlie­ßend mit allen bespro­chen und fest­ge­hal­ten werden.

5. Pha­se: Die SuS erar­bei­ten in Grup­pen­ar­beit gemein­sam Lösungs­schrit­te, die ihr Freund/​ihre Freun­din gehen kann. Dazu neh­men sie den Arzt­be­richt der „Blut­flüs­si­gen Frau” her­vor mit den gefun­de­nen Lösun­gen und ver­glei­chen, wel­che die­ser Lösun­gen auch für die­se Situa­ti­on hilf­reich sein könn­ten. Davon aus­ge­hend erar­bei­ten sie sich eine Über­sicht, aus der ersicht­lich wird, wel­che Hil­fe bei ihnen selbst lie­gen könn­te und wo pro­fes­sio­nel­le Hil­fe nötig ist. Am Ende schät­zen sie ein, wie weit ihre Lösun­gen ihren Freund/​ihre Freun­din auf dem Weg der Hei­lung brin­gen könnte.

6. Pha­se: Die SuS prä­sen­tie­ren ihre Ergeb­nis­se und die Lehr­kraft fasst dar­aus wesent­li­che Lösungs­schrit­te zusam­men. Im bes­ten Fall wird dabei deut­lich, dass es vie­le ver­schie­de­ne Lösungs­mög­lich­kei­ten gibt und das Hei­lung bei gemein­sam geleb­ter Ver­ant­wor­tung mög­lich ist.

Alter­na­ti­ven: Mate­ri­al zur Tele­fon­seel­sor­ge benut­zen, Schul­seel­sor­ger oder Tele­fon­seel­sor­ger anfragen…

Michael Riedel
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