Beschreibung des Films:
Endlich unendlich…
Noah Yannik Berge ist Leistungssportler und beginnt gerade sein Studium in Jena, als er von der Straßenbahn erfasst wird. Er überlebt nur knapp und bleibt ab dem Hals abwärts gelähmt. Mühsam lernt er wieder selbstständig zu atmen und kämpft sich zurük ins Leben. Seine Familie und seine Freunde unterstützen ihn dabei. Doch 3 Jahre später ist Noah unzufrieden mit seinem Leben. Er, der immer sehr „körperlich” gelebt hat, kommt nicht damit zurecht, dass sein Körper so stark eingeschränkt ist. Er sieht keinen Sinn mehr in seinem Leben und will sterben. Mit der Hilfe eines Sterbehilfevereins begeht Noah am 5. Februar 2022 assistierten Suizid. Der Film beschreibt sehr einfühlsam, wie Noahs Freunde und seine Familie mit seiner Entscheidung ringen.
Neben dem Film gibt es eine interessante Reportage, in der weitere Angehörige zu Wort kommen und in der die kritische Rolle des Sterbehilfevereins deutlich wird — Das Repotagemagazin #17.2022:
HINWEIS: Der Film ermöglicht eine starke Auseinandersetzung mit den eigenen Emotionen und kann deshalb auch eigene Trauererfahrungen ansprechen. Deshalb sollte die Lerngruppe im Vorfeld sehr sensibel in den Blick genommen werden.
Kernkompetenz:
Die Schülerinnen und Schüler können sich kognitiv und emotional mit der Frage des assistierten Suizid auseinandersetzen und sich anhand des Films eine eigene Perspektive auf das Thema erarbeiten.
Jahrgang: 10 – 12, Thema: Leben und Tod, Anthropologie — die Frage nach dem Wert des Lebens
Arbeitsformen: Gruppenarbeit, Einzelarbeit, Kreativarbeit
Möglicher Verlauf:
Phase 1 — Einstieg: Wann hört das Leben auf, lebenswert zu sein…
Bevor der Film gezeigt wird, diskutieren die Schülerinnen und Schüler die Situation Noahs nach seinem Unfall:
Mit dem Ziel Sportlehrer zu werden begann Noah ein Studium in Jena. Als er sich alkoholisiert auf den Rückweg von einer Studentenparty machte, wurde er am 4. Oktober 2018, um 21.56 Uhr, von einer Straßenbahn erfasst und dabei lebensgefährlich verletzt. Durch eine Notoperation überlebte er mit einem schweren Wirbelsäulentrauma, war jedoch von diesem Zeitpunkt an vom Hals abwärts gelähmt. Vier Tage lag er im Koma, anschließend musste er nach vier Wochen künstlicher Beatmung lernen, wieder selbstständig zu atmen. Nach diversen operativen Eingriffen konnte er erst im September 2020 nach Hause entlassen werden.
(entnommen aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Noah_Yannik_Berge)
Versetze dich in die Situation Noahs zum Zeitpunkt seiner Entlassung aus dem Krankenhaus. Er kommt nach Hause, seine Familie und deine Freunde begrüßen ihn, denn er hat überlebt. Aber von jetzt an ist er auf grundlegende Hilfe angewiesen. Er kannt reden, mit Hilfe seines Kinns einen elektrischen Rollstuhl fahren und selbstständig schlucken. Diskutiert in der Gruppe, welche Freiheiten ihm geblieben sind und welchen Sinn sein Leben noch macht. Vervollständigt folgende mögliche Sätze von ihm: Es ist ein Glück, dass er… /Es schmerzt, Abschied zu nehmen von… /Mein Leben macht noch Sinn, weil…
Phase 2: Noahs Entscheidung zu sterben — der Film
1. Anfang bis 3:55min — Noah äußert den Wunsch zu sterben.
Reflexion: Welche Erwartung hat Noahs Mutter an ihn, als er entlassen wird? Disktuiert, wie hilfreich es ist, dass die Angehörigen Noahs ihm ihre Erwartungen von ihm einfordern.
2. Der Konflikt bis 13:04min — Noah findet keinen Sinn mehr und wendet sich an einen Sterbehilfeverein
Reflexion: Beschreibt die Gefühle von Noah, seiner Mutter und Cassi, nachdem er seine Entscheidung zu sterben getroffen hat. Tragt die Argumente von Cassi zusammen, warum sie den assisitierten Suizid alehnt und die von Noah, warum er ihre Argumente nicht stehen lassen kann. Welche Position übernimmt die Mutter von Noah?
3. Die transzendente (himmlische) Perspektive bis 15:50min — Janne deutet den Tod Noahs als göttliche Bewahrung und Noah verspricht, nach dem Tod weiter bei ihnen zu sein
Reflexion: Beschreibt die Perspektive Jannes auf den Unfall. Überlegt, welchen Einfluss die Vorstellung Noahs, nach seinem Tod nicht wirklich weg zu sein, für seine Entscheidung hat. Schildert Eure Eindrücke, ob diese Vorstellung seinen Angehörigen hilft bzw. helfen wird, seine Entscheidung zu akzeptieren. Erläutert das Spannungsfeld zwischen Janes Deutung des Unfalls und Noahs Vorstellung.
4. Die rechtliche Perspektive bis 19:50min — Pro und Kontra
Reflexion: Stellt klar, wie die Rechtslage zum assisitierten Suizid in Deutschland aussieht. Sammelt die Argumente von Cassi gegen die Vorgehensweise des assisitierten Suizids und die von Meike Hoffmanns für ihre Vereinsarbeit. Beurteilt, ob Meike Hoffmanns Verantwortung an dem Tod Noahs und an dem Schmerz Cassis trägt.
5. Der Abschied bis 25:36min — Übergang
Reflexion: Noah muss nur sien Kinn bewegen, um die tödliche Infusion auszulösen. Diskutiert, ob er an seinem letzten Tag und speziell in dieser End-Situation noch die Möglichkeit gehabt hätte, seine Meinung zu ändern. Wie gehen seine Mutter, Janne, Franz und Cassi mit dem Abschied um. Was hat sich besonders bei Cassi verändert?
6. Weiterleben bis 29:29min — Was bleibt?
Reflexion: Nehmt Eure Gefühle nach der Dokumentation wahr. Welche Gedanken lösen die Sätze: „Niemand ist weg, den man liebt.” von Janne und „Noah bleibt, denn er war da.” von der Sprecherin am Ende der Doku in Euch aus. Tauscht Euch darüber aus und versucht zu beschreiben, welche Hoffnungsbilder die Mutter und Janne nach dem Tod Noahs tragen.
Phase 3: Noah und meine Gedanken
Um die Gefühle und Gedanken zu dem Film festzuhalten und damit den Übergang in den normalen Schulalltag zu ermöglichen, braucht es m.E. am Ende einen kreativen Schritt, den die Schülernnen und Schüler allein für sich gehen können, ohne dass er im Plenum ausgewertet wird.
a) Schreibe einen Brief an Noah, indem du ihm mitteilst, was Du über seine Entscheidung und seinen Weg denkst bzw. fühlst.
b) Gestalte ein Bild oder eine Grafik, in der du den Weg Noahs und den seiner Angehörigen nachzeichnest.
c) Überlege eine Playlist mit Musik, die du selbst gern hörst, die den Weg Noahs von seinem Unfall an bis zu seinem Tod für dich zum Ausdruck bringt.
Mögliche Fortsetzungen:
Eventuell kann im Anschluss an den Film in der folgenden Stunde die Position der EKD zum assisitierten Suizid erarbeitet und diskutiert werden.
Ebenfals möglich wäre eine Auseiandersetzung mit Samuel Koch, der nach seinem Unfall bei „Wetten dass” einen ganz anderen Weg eingeschlagen hat.
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