Der Tod — die beste Entscheidung meines Lebens

https://​www​.zdf​.de/​d​o​k​u​m​e​n​t​a​t​i​o​n​/​3​7​-​g​r​a​d​/​3​7​-​d​e​r​-​tod — die-beste-entscheidung-meines-lebens-102.html

Beschrei­bung des Films: 

End­lich unendlich…

Noah Yan­nik Ber­ge ist Leis­tungs­sport­ler und beginnt gera­de sein Stu­di­um in Jena, als er von der Stra­ßen­bahn erfasst wird. Er über­lebt nur knapp und bleibt ab dem Hals abwärts gelähmt. Müh­sam lernt er wie­der selbst­stän­dig zu atmen und kämpft sich zurük ins Leben. Sei­ne Fami­lie und sei­ne Freun­de unter­stüt­zen ihn dabei. Doch 3 Jah­re spä­ter ist Noah unzu­frie­den mit sei­nem Leben. Er, der immer sehr „kör­per­lich” gelebt hat, kommt nicht damit zurecht, dass sein Kör­per so stark ein­ge­schränkt ist. Er sieht kei­nen Sinn mehr in sei­nem Leben und will ster­ben. Mit der Hil­fe eines Ster­be­hil­fe­ver­eins begeht Noah am 5. Febru­ar 2022 assis­tier­ten Sui­zid. Der Film beschreibt sehr ein­fühl­sam, wie Noahs Freun­de und sei­ne Fami­lie mit sei­ner Ent­schei­dung ringen.

Neben dem Film gibt es eine inter­es­san­te Repor­ta­ge, in der wei­te­re Ange­hö­ri­ge zu Wort kom­men und in der die kri­ti­sche Rol­le des Ster­be­hil­fe­ver­eins deut­lich wird — Das Repo­ta­ge­ma­ga­zin #17.2022:

https://​www​.repor​ta​ge​schu​le​.de/​w​p​-​c​o​n​t​e​n​t​/​u​p​l​o​a​d​s​/​2​0​2​2​/​1​1​/​G​o​1​7​-​W​e​b​.​pdf

HINWEIS: Der Film ermög­licht eine star­ke Aus­ein­an­der­set­zung mit den eige­nen Emo­tio­nen und kann des­halb auch eige­ne Trauer­er­fah­run­gen anspre­chen. Des­halb soll­te die Lern­grup­pe im Vor­feld sehr sen­si­bel in den Blick genom­men werden.

Kern­kom­pe­tenz:

Die Schü­le­rin­nen und Schü­ler kön­nen sich kogni­tiv und emo­tio­nal mit der Fra­ge des assis­tier­ten Sui­zid aus­ein­an­der­set­zen und sich anhand des Films eine eige­ne Per­spek­ti­ve auf das The­ma erarbeiten.

Jahr­gang: 10 – 12, The­ma: Leben und Tod, Anthro­po­lo­gie — die Fra­ge nach dem Wert des Lebens

Arbeits­for­men: Grup­pen­ar­beit, Ein­zel­ar­beit, Kreativarbeit

Mög­li­cher Verlauf:

Pha­se 1 — Ein­stieg: Wann hört das Leben auf, lebens­wert zu sein…

Bevor der Film gezeigt wird, dis­ku­tie­ren die Schü­le­rin­nen und Schü­ler die Situa­ti­on Noahs nach sei­nem Unfall:

Mit dem Ziel Sport­leh­rer zu wer­den begann Noah ein Stu­di­um in Jena. Als er sich alko­ho­li­siert auf den Rück­weg von einer Stu­den­ten­par­ty mach­te, wur­de er am 4. Okto­ber 2018, um 21.56 Uhr, von einer Stra­ßen­bahn erfasst und dabei lebens­ge­fähr­lich ver­letzt. Durch eine Not­ope­ra­ti­on über­leb­te er mit einem schwe­ren Wir­bel­säu­len­trau­ma, war jedoch von die­sem Zeit­punkt an vom Hals abwärts gelähmt. Vier Tage lag er im Koma, anschlie­ßend muss­te er nach vier Wochen künst­li­cher Beatmung ler­nen, wie­der selbst­stän­dig zu atmen. Nach diver­sen ope­ra­ti­ven Ein­grif­fen konn­te er erst im Sep­tem­ber 2020 nach Hau­se ent­las­sen werden. 

(ent­nom­men aus: https://​de​.wiki​pe​dia​.org/​w​i​k​i​/​N​o​a​h​_​Y​a​n​n​i​k​_​B​e​rge)

Ver­set­ze dich in die Situa­ti­on Noahs zum Zeit­punkt sei­ner Ent­las­sung aus dem Kran­ken­haus. Er kommt nach Hau­se, sei­ne Fami­lie und dei­ne Freun­de begrü­ßen ihn, denn er hat über­lebt. Aber von jetzt an ist er auf grund­le­gen­de Hil­fe ange­wie­sen. Er kannt reden, mit Hil­fe sei­nes Kinns einen elek­tri­schen Roll­stuhl fah­ren und selbst­stän­dig schlu­cken. Dis­ku­tiert in der Grup­pe, wel­che Frei­hei­ten ihm geblie­ben sind und wel­chen Sinn sein Leben noch macht. Ver­voll­stän­digt fol­gen­de mög­li­che Sät­ze von ihm: Es ist ein Glück, dass er… /​Es schmerzt, Abschied zu neh­men von… /​Mein Leben macht noch Sinn, weil…

Pha­se 2: Noahs Ent­schei­dung zu ster­ben — der Film

1. Anfang bis 3:55min — Noah äußert den Wunsch zu sterben.

Refle­xi­on: Wel­che Erwar­tung hat Noahs Mut­ter an ihn, als er ent­las­sen wird? Disk­tu­iert, wie hilf­reich es ist, dass die Ange­hö­ri­gen Noahs ihm ihre Erwar­tun­gen von ihm einfordern.

2. Der Kon­flikt bis 13:04min — Noah fin­det kei­nen Sinn mehr und wen­det sich an einen Sterbehilfeverein

Refle­xi­on: Beschreibt die Gefüh­le von Noah, sei­ner Mut­ter und Cas­si, nach­dem er sei­ne Ent­schei­dung zu ster­ben getrof­fen hat. Tragt die Argu­men­te von Cas­si zusam­men, war­um sie den assi­s­i­tier­ten Sui­zid alehnt und die von Noah, war­um er ihre Argu­men­te nicht ste­hen las­sen kann. Wel­che Posi­ti­on über­nimmt die Mut­ter von Noah?

3. Die tran­szen­den­te (himm­li­sche) Per­spek­ti­ve bis 15:50min — Jan­ne deu­tet den Tod Noahs als gött­li­che Bewah­rung und Noah ver­spricht, nach dem Tod wei­ter bei ihnen zu sein

Refle­xi­on: Beschreibt die Per­spek­ti­ve Jan­nes auf den Unfall. Über­legt, wel­chen Ein­fluss die Vor­stel­lung Noahs, nach sei­nem Tod nicht wirk­lich weg zu sein, für sei­ne Ent­schei­dung hat. Schil­dert Eure Ein­drü­cke, ob die­se Vor­stel­lung sei­nen Ange­hö­ri­gen hilft bzw. hel­fen wird, sei­ne Ent­schei­dung zu akzep­tie­ren. Erläu­tert das Span­nungs­feld zwi­schen Janes Deu­tung des Unfalls und Noahs Vorstellung.

4. Die recht­li­che Per­spek­ti­ve bis 19:50min — Pro und Kontra

Refle­xi­on: Stellt klar, wie die Rechts­la­ge zum assi­s­i­tier­ten Sui­zid in Deutsch­land aus­sieht. Sam­melt die Argu­men­te von Cas­si gegen die Vor­ge­hens­wei­se des assi­s­i­tier­ten Sui­zids und die von Mei­ke Hoff­manns für ihre Ver­eins­ar­beit. Beur­teilt, ob Mei­ke Hoff­manns Ver­ant­wor­tung an dem Tod Noahs und an dem Schmerz Cas­sis trägt.

5. Der Abschied bis 25:36min — Übergang

Refle­xi­on: Noah muss nur sien Kinn bewe­gen, um die töd­li­che Infu­si­on aus­zu­lö­sen. Dis­ku­tiert, ob er an sei­nem letz­ten Tag und spe­zi­ell in die­ser End-Situa­ti­on noch die Mög­lich­keit gehabt hät­te, sei­ne Mei­nung zu ändern. Wie gehen sei­ne Mut­ter, Jan­ne, Franz und Cas­si mit dem Abschied um. Was hat sich beson­ders bei Cas­si verändert? 

6. Wei­ter­le­ben bis 29:29min — Was bleibt?

Refle­xi­on: Nehmt Eure Gefüh­le nach der Doku­men­ta­ti­on wahr. Wel­che Gedan­ken lösen die Sät­ze: „Nie­mand ist weg, den man liebt.” von Jan­ne und „Noah bleibt, denn er war da.” von der Spre­che­rin am Ende der Doku in Euch aus. Tauscht Euch dar­über aus und ver­sucht zu beschrei­ben, wel­che Hoff­nungs­bil­der die Mut­ter und Jan­ne nach dem Tod Noahs tragen.

Pha­se 3: Noah und mei­ne Gedanken

Um die Gefüh­le und Gedan­ken zu dem Film fest­zu­hal­ten und damit den Über­gang in den nor­ma­len Schul­all­tag zu ermög­li­chen, braucht es m.E. am Ende einen krea­ti­ven Schritt, den die Schü­lern­nen und Schü­ler allein für sich gehen kön­nen, ohne dass er im Ple­num aus­ge­wer­tet wird.

a) Schrei­be einen Brief an Noah, indem du ihm mit­teilst, was Du über sei­ne Ent­schei­dung und sei­nen Weg denkst bzw. fühlst.

b) Gestal­te ein Bild oder eine Gra­fik, in der du den Weg Noahs und den sei­ner Ange­hö­ri­gen nachzeichnest.

c) Über­le­ge eine Play­list mit Musik, die du selbst gern hörst, die den Weg Noahs von sei­nem Unfall an bis zu sei­nem Tod für dich zum Aus­druck bringt.

Mög­li­che Fortsetzungen:

Even­tu­ell kann im Anschluss an den Film in der fol­gen­den Stun­de die Posi­ti­on der EKD zum assi­s­i­tier­ten Sui­zid erar­bei­tet und dis­ku­tiert werden.

Eben­fals mög­lich wäre eine Aus­ei­an­der­set­zung mit Samu­el Koch, der nach sei­nem Unfall bei „Wet­ten dass” einen ganz ande­ren Weg ein­ge­schla­gen hat.

Michael Riedel
Letz­te Arti­kel von Micha­el Rie­del (Alle anzei­gen)

Schreibe einen Kommentar