Garth Callaghan kümmert sich um seine Tochter. Er schmiert ihr die Brote, sieht nach der Schultasche und legt er ihr eine Serviette in die Brotbüchse, jeden Tag. Und jeden Tag schreibt er auf die Serviette eine Lebensweisheit, einen Gruß oder eine Minigeschichte. Geplant war die Aktion bis zu Emmas Schulabschluss. Doch Garth ist an Krebs erkrankt. Die Zeit wird knapp. Aus den „Servietten-News” werden Mutmachgeschichten, Geschichten für das Leben, eine Art Testament. Er hat ihr schon hunderte Botschaften mitgegeben.
Kernkompetenzen: Grundformen biblischer Überlieferung und religiöser Sprache verstehen.
Jahrgang: Ab Klasse 7
Arbeitsformen: Übersetzungen aus dem Englischen, Bibelarbeit, kreative Textgestaltung, Sachtextanalyse
Hintergrundinformationen:
Garth Callaghans Blog: http://www.napkinnotesdad.com/
Die Geschichte der Servietten-Notizen: http://www.stern.de/panorama/als-nachlass-fuer-tochter-krebskranker-vater-schreibt-lebensweisheiten-auf-servietten-2086146.html
Über Wolfgang Bergmann: http://de.wikipedia.org/wiki/Wolfgang_Bergmann_%28P%C3%A4dagoge%29
Interview mit Bergmann aus der Hannoverschen Zeitung vom 28.08.2010: http://www.haz.de/Nachrichten/Wissen/Uebersicht/Paedagoge-Wolfgang-Bergmann-spricht-ueber-seine-Krebserkrankung
Napkin-Notes
- Sieh dir die Napkin Notes an und versuche einige zu übersetzen.
Schreibe deine Ergebnisse auf Servietten. - Nimm Garths und Emmas Geschichte zur Kenntnis und formuliere eine eigene Erklärung dafür, warum Garth für Emma diese Form der Notizen schreibt.
- Lies Mt 4,1−5 und deute vor diesem Hintergrund das Symbol der Serviette.
Da wurde Jesus vom Geist in die Wüste geführt, damit er von dem Teufel versucht würde.Und da er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte, hungerte ihn. Und der Versucher trat zu ihm und sprach: Bist du Gottes Sohn, so sprich, dass diese Steine Brot werden. Er aber antwortete und sprach: Es steht geschrieben (5.Mose 8,3): »Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeden Wort, das aus dem Mund Gottes geht.«
Servietten-Geschichten
- Diskutiert in der Lerngruppe, ob solche Geschichten oder Notes tatsächlich ermutigen oder trösten können.
- Erzähle von eigenen Erfahrungen mit Ermutigung oder Trost.
- Suche in den biblischen Büchern der Psalmen oder der Sprüche Salomos nach Sprichworten, die unter Umständen ermutigen könnten.
- Präsentiere deine Ergebnisse in der Lerngruppe.
- Diskutiert in der Lerngruppe, ob es einen Unterschied macht, ob man die „Notes” jemanden sagt oder aufschreibt.
- Erfindet eigene Servietten-Notizen, schreibt sie auf und steckt sie Menschen zu, die eine Ermutigung brauchen könnten.
Sterben lernen. Geht das?
Wolfgang Bergmann starb 2011 in Hannover. Den Prozess seines Sterbens hat in einem Buch dokumentiert, das den ungewöhnlichen Titel „Sterben lernen” trägt.
Ich bin endlich wieder auf eigenen Beinen, endlich mal vor die Tür des Krankenhauses getreten. Ich spüre die Erde unter mir, darunter diese Milliarden Toten, ich bin auch schon fast dabei. Mitunter, beim Zeitungslesen im Café, beim Spazierengehen, gedankenverloren, spüre ich eine unwillkürliche Freude, ganz ohne Grund, eine tiefe Lebensfreude — sie streift mich wie ein kurzer Tagtraum, da ist sie wieder vorbei. Doch als ich ihr einmal nachsann, diesem kleinen Gefühl hinterherdachte, da fiel mir auf: Jedes Mal war das Bild der Tochter mitten in diesem Gefühl … Sollte das wirklich so sein, dass dieses Kind in jedem, absolut jedem kleinsten Gefühl von Freude und Lebenslust mittendrin steckt, und umgekehrt: dass beides ohne sie kaum möglich ist? … Kinder rühren uns vielleicht auch, weil sie uns Ältere an die Vergänglichkeit denken lassen, auch die eigene. Aber es ist im Angesicht der Kleinen, ihrer sprudelnden Lebensfreude, ihrer natürlichen Liebe ein seltsam versöhnter Gedanke. Das Leben endet und endet nicht.
Wolfgang Bergmann, Sterben lernen, München 2011, S.35f.
http://www.randomhouse.de/Autor/Wolfgang_Bergmann/p106938.rhd
- Gib den Gedankengang Wolfgang Bergmanns mit eigenen Worten wieder.
- Vergleiche seine Überlegungen mit den Motiven Garth Callaghans.
- Deute den letzten Satz aus Bergmanns Buch, der den Artikel abschließt.
- Formuliere eine eigene Antwort auf die Frage: Sterben lernen. Geht das?
Genug gelernt. Es ist gut! Jeder muss für sich lernen, wie es geht. Nur keinen falschen Trost. Tschüss.”
Wolfgang Bergmann, Sterben lernen, München 2011, S. 71
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