Was man vermisst, ist die Antwort auf die Frage, warum alles bleibt, wie es ist

Ich seh’ nur gute Men­schen, über­all nur gute Men­schen.” Die­ser Song der Gie­ße­ner Band OK KIDS über den Gene­ra­tio­nen­kon­flikt bin­det die Fra­ge nach glaub­wür­di­ger Ori­en­tie­rung an ein authen­ti­sches poli­ti­sches Bekennt­nis. An der Begeg­nung mit Flücht­lin­gen lässt sich das Ver­hält­nis zwi­schen den Gene­ra­tio­nen able­sen. Ein Song über eine Fami­li­en­kri­se und ein poli­ti­sches Bekenntnis.

Kern­kom­pe­tenz: Ethi­sche Ent­schei­dungs­si­tua­tio­nen im indi­vi­du­el­len und gesell­schaft­li­chen Leben wahr­neh­men, die christ­li­che Grund­le­gung von Wer­ten und Nor­men ver­ste­hen und begrün­det han­deln können.

Jahr­gang: 9. – 12.

Arbeits­for­men: Text- und Bild­in­ter­pre­ta­ti­on, Arbei­ten mit einem Video, Dis­kus­si­on, bibli­sche Lektüre

Hin­ter­grund­in­for­ma­tio­nen:

Der Song­text: http://​www​.magis​trix​.de/​l​y​r​i​c​s​/​o​k​-​k​i​d​/​G​u​t​e​-​M​e​n​s​c​h​e​n​-​1​2​3​9​2​1​6​.​h​tml

Inter­view mit OK Kids zum Video „Gute Men­schen”: -> http://​www​.intro​.de/​p​o​p​m​u​s​i​k​/​o​k​-​k​i​d​-​g​e​g​e​n​-​d​i​e​-​d​o​p​p​e​l​m​o​r​a​l​-​n​a​c​h​g​e​f​r​a​g​t​-​z​u​-​g​u​t​e​-​m​e​n​s​c​hen

Gesa Ufer bei Deutsch­land­ra­dio Kul­tur über den Song: -> http://​www​.deutsch​land​ra​dio​kul​tur​.de/​g​e​s​a​-​u​f​e​r​-​l​i​e​s​t​-​m​u​s​i​k​-​g​u​t​e​-​m​e​n​s​c​h​e​n​-​v​o​n​-​o​k​-​k​i​d​.​1​2​7​0​.​d​e​.​h​t​m​l​?​d​r​a​m​:​a​r​t​i​c​l​e​_​i​d​=​3​4​0​090

Die Web­site der Band: -> http://​www​.okkid​mu​sik​.com/​h​o​me/

Die sprach­kri­ti­sche Akti­on „Unwort des Jah­res” -> http://​www​.unwort​des​jah​res​.net/

Mar­tin Kip­pen­ber­gers „Ich kann beim bes­ten Wil­len kein Haken­kreuz erken­nen” -> https://​de​.wiki​pe​dia​.org/​w​i​k​i​/​I​c​h​_​k​a​n​n​_​b​e​i​m​_​b​e​s​t​e​n​_​W​i​l​l​e​n​_​k​e​i​n​_​H​a​k​e​n​k​r​e​u​z​_​e​n​t​d​e​c​ken

Ich seh´nur gute Menschen

Ich seh’ nur gute Menschen
Über­all nur gute Menschen
Alles ist ein­fach, bist du ein­fach gestrickt
Kein Kno­ten im Kopf, nur ein Faden am Genick
Und dann ab Rich­tung Glück­se­lig­keit, ein Leben im Korsett
Ein guter Mensch ver­drängt, was er nicht weiß

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  1. Lies den Song­text und notie­re Dei­ne Assoziationen.
  2. Teilt in der Lern­grup­pe Beob­ach­tun­gen und tauscht Euch dar­über aus, wor­um es der Band mit dem Song gehen könn­te. Erstellt gemein­sam eine Mindmap.
  3. Seht Euch den Film an und ergänzt die Mind­map durch Beob­ach­tun­gen aus dem Film. Klärt in der Lern­grup­pe, ob die Ideen und Über­le­gun­gen aus Auf­ga­be 2 über­ar­bei­tet wer­den müssen.

Über Ironie

Ein häu­fig ver­wen­de­tes Stil­mit­tel in poli­ti­schen Songs ist Iro­nie. Das grie­chi­sche Wort bedeu­tet „Sich ver­stel­len” oder „Täu­schen”. Der Spre­cher äußert dabei einen Gedan­ken, der sei­ner tat­säch­li­chen Über­zeu­gung nicht ent­spricht. In Über­spit­zun­gen, Ges­ten und Sym­bo­len deu­tet er aber sei­ne tat­säch­li­che Posi­ti­on an. Iro­nie wird ver­wen­det, um sich von den dar­ge­stell­ten Posi­tio­nen und Hal­ten zu distan­zie­ren oder sich gegen sie zu wen­den. Gleich­zei­tig erreicht man dabei eine Ein­ver­nehm­lich­keit mit den Men­schen, die die dar­ge­stell­ten Posi­tio­nen und Hal­tun­gen nicht tei­len. Damit dies gelingt, muss eine Deu­tung kon­stru­iert wer­den, die die Ver­bin­dung zum Spre­cher sichert, durch das Gegen­teil des Gesag­ten hindurch.

  1. Deu­te die Sym­bo­lik der Screen­shots mit Hil­fe des Songtextes.
  2. Erläu­te­re iro­ni­sche Bezüge.
  3. Prü­fe den Song auf wei­te­re iro­ni­sche Bestand­tei­le und tauscht euch über deren Bedeu­tung in der Lern­grup­pe aus.
  4. Dis­ku­tiert die Bedeu­tung der Zwer­ge und ihrer „Gar­ten­ge­rä­te”.

Generationenkonflikte

Der Song wird an zwei Stel­len durch Spiel­film­sze­nen unter­bro­chen. Die­se ver­stär­ken und unter­strei­chen die ange­deu­te­ten Konflikte.

  1. Erzäh­le den Film aus unter­schied­li­chen Per­spek­ti­ven: der Vater, die Mut­ter, die Toch­ter, der Sohn, der Flüchtling.
  2. Erläu­te­re die Gene­ra­tio­nen­kon­flik­te, die durch die unter­schied­li­chen Per­spek­ti­ven deut­lich wer­den. Ver­glei­che die Stra­te­gien, mit der die Kon­flik­te jeweils gelöst wer­den sollen.
  3. Tauscht euch in der Lern­grup­pe über eige­ne Kon­flikt­er­fah­run­gen und deren Bedeu­tung für das Erwach­sen­wer­den aus.

Über Unwörter

Mar­tin Kip­pen­ber­ger, Ich kann beim bes­ten Wil­len kein Haken­kreuz erken­nen, 1984

Jedes Jahr wird durch eine ehren­amt­li­che und unab­hän­gi­ge Jury „das Unwort des Jah­res” gekürt. Der Jury gehö­ren Sprach­wis­sen­schaft­ler und Jour­na­lis­ten an. Ziel ist eine Sen­si­bi­li­sie­rung für Spra­che und die För­de­rung eines Sprach­be­wusst­seins, damit in der Öffent­lich­keit ange­mes­sen und wür­de­voll gespro­chen bzw. instru­men­ta­li­sie­ren­de und inhu­ma­ne Spra­che auf­ge­deckt wer­den kann.
2011 beleg­te „Gut­mensch” Platz 2 der nomi­nier­ten Aus­drü­cke. Dabei ist „Gut­mensch” eine iro­ni­sche oder ver­un­glimp­fen­de Ver­dre­hung des eigent­li­chen Wort­sinns „guter Mensch”. In der poli­ti­schen Debat­te wird der Aus­druck ver­en­det, um ein­zel­ne Per­so­nen oder Grup­pen als naiv oder als „ledig­lich Guts­ein­wol­len” abzu­wer­ten. Sich selbst ver­ste­hen die Nut­zer des Wor­tes als „rea­lis­tisch den­kend” oder mora­lisch autonom.
OK Kids spie­len mit dem Begriff in ihrer For­mu­lie­rung „Ich seh´nur gute Men­schen” und stel­len so in Fra­ge, was der gute Mensch ist oder sein kann.

  1. Beschrei­be mit eige­nen Wor­ten, wor­an man Dei­ner Mei­nung nach einen „guten Men­schen” erken­nen kann.
  2. Erläu­te­re die Ambi­va­len­zen im Sprach­spiel „Guter Mensch — Gutmensch”
  3. Inter­pre­tie­re vor die­sem Hin­ter­grund Mar­tin Kip­pen­ber­gers „Ich kann beim bes­ten Wil­len kein Haken­kreuz erkennen”.
  4. For­mu­lie­re vor die­sem Hin­ter­grund eine eige­ne Deu­tung des Vide­os und Ver­bin­dung mit Lk 18,18−23:
Und es frag­te ihn ein Obe­rer und sprach: Guter Meis­ter, was muss ich tun, damit ich das ewi­ge Leben erer­be? Jesus aber sprach zu ihm: Was nennst du mich gut? Nie­mand ist gut als Gott allein. Du kennst die Gebo­te: „Du sollst nicht ehe­bre­chen; du sollst nicht töten; du sollst nicht steh­len; du sollst nicht falsch Zeug­nis reden; du sollst dei­nen Vater und dei­ne Mut­ter ehren!” Er aber sprach: Das habe ich alles gehal­ten von Jugend auf. Als Jesus das hör­te, sprach er zu ihm: Es fehlt dir noch eines. Ver­kau­fe alles, was du hast, und gib’s den Armen, so wirst du einen Schatz im Him­mel haben, und komm und fol­ge mir nach! Als er das aber hör­te, wur­de er trau­rig; denn er war sehr reich. Als aber Jesus sah, dass er trau­rig gewor­den war, sprach er: Wie schwer kom­men die Rei­chen in das Reich Gottes!

Die vorletzte Szene: Ein Ehrenmord?

Die vor­letz­te Sze­ne des Vide­os: Der jun­ge Mann, ganz in Schwarz, ver­lässt die Kir­che, geht an sei­nen Eltern vor­bei Rich­tung Bad. Der Vater blickt ihn an, die Mut­ter legt ihre Hand ermun­ternd auf sei­ne Schul­ter. Er setzt sich auf den Wan­nen­rand zu sei­ner Schwes­ter. Sie ist zuvor eine Bezie­hung mit dem Flücht­ling ein­ge­gan­gen und hat sich öffent­lich von ihrem Vater und dem gesell­schaft­li­chen Kon­sens distan­ziert. Jetzt ist sie allein im Bad. Eine Ges­te der Zärt­lich­keit, dann drückt er ihren Kopf unter Was­ser. Die Kame­ra fährt rück­wärts aus der Szene.

Der Begriff Ehren­mord umschreibt die Tötung eines Fami­li­en­mit­glie­des durch ein Fami­li­en­mit­glied zur Abwen­dung einer dro­hen­den oder zuge­füg­ten Her­ab­set­zung wegen einer ver­mu­te­ten Ver­let­zung von gesell­schaft­lich erwünsch­ten Ver­hal­tens­re­geln durch die getö­te­te Person.

  1. Erläu­te­re den Begriff „Ehren­mord” mit eige­nen Worten.
  2. Prüft, ob die vor­letz­te Sze­ne des Vide­os so sach­ge­mäß inter­pre­tiert ist.
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Andreas Ziemer
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