Terror — Ihr Urteil

Darf ein Jet­pi­lot der Bun­des­wehr 164 Men­schen töten, um 70.000 Men­schen zu ret­ten? Durf­te der fik­ti­ve Kampf­pi­lot Lars Koch eine Luft­han­sa-Maschi­ne abschie­ßen, um zu ver­hin­dern, dass ein Ter­ro­rist das Flug­zeug auf die Alli­anz-Are­na in Mün­chen stür­zen lässt? Weil die poli­ti­schen und mili­tä­ri­schen Füh­run­gen schwie­gen und kei­nen Befehl gaben, ent­schloss sich der Pilot zu han­deln. Lars Koch schoss den Air­bus ab. Jetzt muss er sich ver­ant­wor­ten. Das Gericht trägt Infor­ma­tio­nen, Moti­ve und Ent­schei­dun­gen zusam­men. Das Urteil fäl­len die Zuschaue­rin­nen und Zuschauer.

Hintergrundinformationen

Kern­kom­pe­tenz: Ethi­sche Ent­schei­dungs­si­tua­tio­nen im indi­vi­du­el­len und gesell­schaft­li­chen Leben wahr­neh­men, die christ­li­che Grund­le­gung von Wer­ten und Nor­men ver­ste­hen und begrün­det han­deln können.

Jahr­gang: ab Jahr­gang 9

Arbeits­for­men: bio­gra­fi­scher Zugang, Bild- und Film­ana­ly­se, grup­pen­tei­li­ge Recher­che, Mindmap

Der Film im Ver­leih: Die katho­li­schen und evan­ge­li­schen Medi­en­zen­tra­len: https://​medi​en​zen​tra​len​.de/​m​e​d​i​u​m​4​1​3​2​8​/​t​e​r​ror:

The­men­sei­te in der Media­thek des Ers­ten: https://​www​.dasers​te​.de/​u​n​t​e​r​h​a​l​t​u​n​g​/​f​i​l​m​/​t​e​r​r​o​r​-​i​h​r​-​u​r​t​e​i​l​/​i​n​d​e​x​.​h​tml

Kri­tik am ARD-Film „Ter­ror“: https://​www​.lz​.de/​l​i​p​p​e​/​k​u​l​t​u​r​/​2​0​9​5​2​4​1​1​_​B​i​e​l​e​f​e​l​d​e​r​-​J​u​r​a​-​P​r​o​f​e​s​s​o​r​-​k​r​i​t​i​s​i​e​r​t​-​A​R​D​-​F​i​l​m​-​T​e​r​r​o​r​.​h​tml

Deon­to­lo­gi­sche Ethik (Pflich­ten­ethik) -> https://​zel​lux​.net/​m​.​p​h​p​?​s​i​d​=65

Uti­li­ta­ris­ti­sche Ethik (Kon­se­quen­tia­lis­ti­sche Ethik) -> https://​zel​lux​.net/​m​.​p​h​p​?​s​i​d​=​6​6​&​q​=​u​t​i​l​i​t​a​r​i​s​mus

Alter­na­ti­ver Zugang: Mar­tin Hon­ecker, Ein­füh­rung in die theo­lo­gi­sche Ethik, Ber­lin 1990, S. 203 – 206. Für Schü­le­rin­nen und Schü­ler auf­be­rei­tet in: San­dra Bertl, Die Sinn­ge­bung mensch­li­chen Lebens, Stutt­gart 2013, S. 7.

Trol­ley-Pro­blem (Wei­chen­stel­ler-Pro­blem) -> https://​de​.wiki​pe​dia​.org/​w​i​k​i​/​T​r​o​l​l​e​y​-​P​r​o​b​lem

Kant: Über ein ver­mein­tes Recht aus Men­schen­lieb zu lügen -> http://www.zeno.org/Philosophie/M/Kant,+Immanuel/%C3%9Cber+ein+vermeintes+Recht+aus+Menschenliebe+zu+l%C3%BCgen


Sequenzplanung

Phase 0: Anmoderation

Vie­le Sach­ver­hal­te der Gegen­wart sind äußerst kom­plex und wer­den zukünf­tig noch unüber­sicht­li­cher, ange­fan­gen von Ernäh­rung­sze­na­ri­en, über Mobi­li­täts­kon­zep­te, künst­li­cher Intel­li­genz, Gen­tech­nik, Migra­ti­on bis zu Fra­gen der natio­na­len Sicher­heit und des Terrorabwehrs.

Dabei hat jeder Mensch in der Regel dif­fu­se Mei­nun­gen und Posi­tio­nen, kann die­se aber nicht immer genau begrün­den. Im Reli­gi­ons­un­ter­richt soll der Pro­zess der Urteils­fin­dung reflek­tiert, Sach­ar­gu­men­te aus­ge­tauscht, ethi­sche und anthro­po­lo­gi­sche Kri­te­ri­en her­an­ge­zo­gen, unter­schied­li­che Per­spek­ti­ven bedacht und Kon­se­quen­zen erör­tert werden.

Heinz Edu­ard Tödt hat 1977 ein Kon­zept vor­ge­legt, das die­sen Pro­zess der Struk­tu­rie­rung und Klä­rung unter­stüt­zen kann. In der ers­ten Pha­se bie­tet es eine ers­te ethi­sche Ori­en­tie­rung. Spä­ter muss es, auf meta-refle­xi­ver Ebe­ne, kri­tisch geprüft wer­den, u.a. hin­sicht­lich der Hori­zont­er­wei­te­rung von Digi­ta­li­sie­rung, sozia­ler Netz­wer­ke, Medi­en­ethik etc.. Tödt schlägt für die Struk­tu­rie­rung kom­ple­xer Sach­ver­hal­te und zur Reduk­ti­on auf ele­men­ta­re Fra­gen fol­gen­de Schrit­te vor:

  1. Pro­blem­fest­stel­lung -> Her­aus­ar­bei­ten des über­grei­fen­den Pro­blems eines kon­kre­ten Fal­les, der ein begrün­de­tes ethi­sches Urteil fordert
  2. Situa­ti­ons­ana­ly­se -> Erschlie­ßen des Kon­tex­tes des Pro­blems und der damit ver­bun­de­nen Auswirkungen
  3. Ent­wick­lung poten­ti­el­ler oder mög­li­cher Verhaltensalternativen
  4. Selbst­ver­ge­wis­se­rung der eige­nen Nor­men -> Klä­rung der Kri­te­ri­en, die zur Ent­schei­dungs­fin­dung her­an­ge­zo­gen werden
  5. Urteils­ent­scheid -> Syn­the­se der vor­an­ge­gan­ge­nen Schritte
  6. Adäquanz­kon­trol­le -> Prü­fung der Ange­mes­sen­heit des Urteils, Berück­sich­ti­gung wei­te­rer Faktoren

Als Bei­spiel zur Erar­bei­tung und zur Rele­vanz­prü­fung des Tödt­schen Kon­zep­tes kommt das Gerichts­dra­ma „Ter­ror — Ihr Urteil”, ein Thea­ter­stück nach Fer­di­nand von Schi­rach, fil­misch umge­setzt von Lars Krau­me, 2016, zur Anwendung.

Die Rol­le der Schü­le­rin­nen und Schü­ler: Du bist ehe­n­ren­amt­li­che Rich­te­rin oder Rich­ter (Schöf­fin bzw. Schöf­fe) am Gericht und sollst den vor­sit­zen­den Rich­ter bei sei­ner Urteils­fin­dung unter­stüt­zen. Dazu musst du dir ein eige­nes begrün­de­tes und belast­ba­res Urteil bil­den und zwar in kom­ple­xer, mul­ti­per­spek­ti­vi­scher Hinsicht.

Phase 1: Problemfeststellung

Am 26. Mai 2016 wird im Luft­raum über Deutsch­land ein mit 164 Men­schen besetz­tes Pas­sa­gier­flug­zeug der Luft­han­sa auf dem Flug von Ber­lin nach Mün­chen ent­führt. Der Ent­füh­rer droht, das Flug­zeug über der mit 70.000 Men­schen voll­be­setz­ten Alli­anz-Are­na in Mün­chen abstür­zen zu las­sen. Zwei Kampf­jets der Bun­des­wehr wer­den ent­spre­chend den Richt­li­ni­en der Land­ers­ver­tei­di­gung in Sicht­wei­te des Pas­sa­gier­flug­zeu­ges posi­tio­niert. Ein Abdrän­gungs­ver­such und ein Warn­schuss blei­ben erfolg­los. Dar­auf­hin ent­schei­det der Rot­ten­füh­rer, Major Lars Koch, den Air­bus abzu­schie­ßen. Einen aus­drück­li­chen Befehl der mili­tä­ri­schen Füh­rung gab es dazu nicht. Der A320 stürzt auf einem Acker ab. Pas­sa­gie­re, Mann­schaft und Ent­füh­rer ster­ben. Major Koch und sein Wing­man keh­ren zur Basis der Ein­heit zurück

Noch auf dem Roll­feld wird Major Koch ver­haf­tet und sitzt seit­dem in Unter­su­chungs­haft. Die Gerichts­ver­hand­lung steht unmit­tel­bar bevor.

  1. Nimm das Fall­bei­spiel (ohne fil­mi­sche Sze­nen) zur Kennt­nis und fäl­le ein ers­tes Urteil:
    SCHULDIG oder FREISPRUCH – Begrün­de dei­ne Ent­schei­dung schrift­lich. Hal­te dei­ne Ent­schei­dung und die Urteils­be­grün­dung in einem Lern­log­buch fest.
  2. Dis­ku­tie­re dei­ne Über­le­gun­gen in einer Kleingruppe.
  3. Sichert unter­schied­li­che Ent­schei­dun­gen, Posi­tio­nen und Begrün­dun­gen in einer Mindmap.
  4. Nimm Sequenz I (00:00:55 — 00:09:13) zur Kennt­nis und gib die Ankla­ge der Staats­an­walt­schaft und die Erklä­rung der Ver­tei­di­gung mit eige­nen Wor­ten wie­der. Hal­te die wich­tigs­ten Momen­te schrift­lich fest.
  5. Ändert sich dein ers­tes Urteil, wenn du nun als Schöf­fin oder Schöf­fe die Posi­tio­nen der Ankla­ge und Ver­tei­di­gung gehört hast? Notie­ren dei­ne Gedan­ken und Überlegungen.
  6. Stellt die Ideen der Lern­grup­pe mit­hil­fe einer Posi­ti­ons­li­nie vor. Tauscht euch aus.
  7. For­mu­liert das ethi­sche Pro­blem mög­lichst klar und sichert das Ergeb­nis im Lernlogbuch.

Exkurs Rechtslage

Nach den Anschlä­gen auf das World Trade Cen­ter im Sep­tem­ber 2001 und einer Flug­zeug­ent­füh­rung in Hes­sen hat­te der Bun­des­tag 2005 das Luft­si­cher­heits­ge­setz ver­ab­schie­det, das in §14 vorsah:

(1) Zur Ver­hin­de­rung des Ein­tritts eines beson­ders schwe­ren Unglücks­fal­les dür­fen die Streit­kräf­te im Luft­raum Luft­fahr­zeu­ge abdrän­gen, zur Lan­dung zwin­gen, den Ein­satz von Waf­fen­ge­walt andro­hen oder Warn­schüs­se abgeben.

(2) Von meh­re­ren mög­li­chen Maß­nah­men ist die­je­ni­ge aus­zu­wäh­len, die den Ein­zel­nen und die All­ge­mein­heit vor­aus­sicht­lich am wenigs­ten beein­träch­tigt. Die Maß­nah­me darf nur so lan­ge und so weit durch­ge­führt wer­den, wie ihr Zweck es erfor­dert. Sie darf nicht zu einem Nach­teil füh­ren, der zu dem erstreb­ten Erfolg erkenn­bar außer Ver­hält­nis steht.

(3) Die unmit­tel­ba­re Ein­wir­kung mit Waf­fen­ge­walt ist nur zuläs­sig, wenn nach den Umstän­den davon aus­zu­ge­hen ist, dass das Luft­fahr­zeug gegen das Leben von Men­schen ein­ge­setzt wer­den soll, und sie das ein­zi­ge Mit­tel zur Abwehr die­ser gegen­wär­ti­gen Gefahr ist.

(4) Die Maß­nah­me nach Absatz 3 kann nur der Bun­des­mi­nis­ter der Ver­tei­di­gung oder im Ver­tre­tungs­fall das zu sei­ner Ver­tre­tung berech­tig­te Mit­glied der Bun­des­re­gie­rung anord­nen. Im Übri­gen kann der Bun­des­mi­nis­ter der Ver­tei­di­gung den Inspek­teur der Luft­waf­fe gene­rell ermäch­ti­gen, Maß­nah­men nach Absatz 1 anzu­ord­nen.[1]

Das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt hat­te dar­auf­hin am 15.02.2006, nach einer Ver­fas­sungs­kla­ge, den §14,3 für mit dem Grund­ge­setz als unver­ein­bar erklärt:

Die Ermäch­ti­gung der Streit­kräf­te, gemäß § 14 Abs. 3 des Luft­si­cher­heits­ge­set­zes durch unmit­tel­ba­re Ein­wir­kung mit Waf­fen­ge­walt ein Luft­fahr­zeug abzu­schie­ßen, das gegen das Leben von Men­schen ein­ge­setzt wer­den soll, ist mit dem Recht auf Leben nach Art. 2 Abs. 2 Satz 1 GG in Ver­bin­dung mit der Men­schen­wür­de­ga­ran­tie des Art. 1 Abs. 1 GG nicht ver­ein­bar, soweit davon tat­un­be­tei­lig­te Men­schen an Bord des Luft­fahr­zeugs betrof­fen wer­den.[2]

[1] https://​www​.geset​ze​-im​-inter​net​.de/​l​u​f​t​s​i​g​/​_​_​1​4​.​h​tml
[2] http://​www​.bun​des​ver​fas​sungs​ge​richt​.de/​S​h​a​r​e​d​D​o​c​s​/​E​n​t​s​c​h​e​i​d​u​n​g​e​n​/​D​E​/​2​0​0​6​/​0​2​/​r​s​2​0​0​6​0​2​1​5​_​1​b​v​r​0​3​5​7​0​5​.​h​tml

  1. Klärt die Kern­aus­sa­gen der Geset­zetex­te in Kleingruppen.
  2. Sys­te­ma­ti­siert die Aus­sa­gen mit­hil­fe von Schlüs­sel­be­grif­fen und setzt die­se durch unter­schied­li­che Sym­bo­le zuein­an­der in ein Verhältnis.
  3. Meta-Refle­xi­on: Klärt, war­um der Reichs­tag im Hin­ter­grund der Ver­hand­lung gezeigt wird. Dis­ku­tiert die­se Metaphorik.

Exkurs Menschen im Gerichtssaal

Man weiß wenig über Men­schen, denen man im Gerichts­saal begeg­net. Unbe­wuss­te und unaus­ge­spro­che Vor­ur­tei­le und Kli­schees bestim­men unse­re Wahr­neh­mun­gen und beein­flus­sen unse­re Beurteilungen.

  1. Ent­wick­le zu den betei­lig­ten Per­so­nen Pro­fi­le, die ihr in Klein­grup­pen abstimmt. Orier­tiert euch dabei u.a. an Mimik, Ges­tik, Duk­tus der Spra­che, Out­fit etc. 
    • Ange­klag­ter Major Koch
    • Rich­ter
    • Staats­an­wäl­tin Nelson
    • Rechts­an­walt Biegler
    • Men­schen der Men­ge: Wer gehört dazu? Wodurch sind sie qualifiziert?
  2. For­mal sitzt du neben dem Rich­ter. Unvor­ein­ge­nom­men sollst du den Aus­sa­gen, Fra­gen und Kom­men­ta­ren fol­gen und dir ein eige­nes kla­res Urteil bil­den. Doch da wirkt viel mehr auf dich ein: Wel­che Per­so­nen aus dem Gericht­saal sind dir per­sön­lich sym­pa­thisch und wel­che nicht? Und wor­an liegt das unter Umstän­den? Ergänzt oder kor­ri­giert die vor­han­de­nen Profile.

Phase 2: Situationsanalyse

Der chronologische Verlauf und die Aussagen der militärischen Führung

  1. Nimm die Film­se­quenz II (00:09:14 — 00:33:36) zur Kennt­nis. Rekon­stru­ie­re den chro­no­lo­gi­schen Ver­lauf der Ereig­nis­se ent­spre­chend den Aus­sa­gen von Oberst­leut­nant Lau­ter­bach. Ent­wirf dazu eine Timeline.
  2. Hal­te Rück­fra­gen und Kom­men­ta­re des Rich­ters, der Staats­an­walt­schaft und der Ver­tei­di­gung schrift­lich fest und ver­or­te sie, wenn mög­lich, eben­falls auf der Timeline.

Was passierte dann? — Nichts!

Die Lern­grup­pe nimmt die 00:19:02 — 00:19:42 erneut zur Kenntnis.

Rich­ter: Was pas­sier­te dann?
Oberst­leut­nant Lau­ter­bach: Nichts.
Rich­ter: Nichts? Das ver­ste­he ich nicht.
Oberst­leut­nant Lau­ter­bach: Wir haben wei­ter auf unse­re Bild­schir­me gestarrt. Wir konn­ten ja nichts mehr tun. Jeder hat auf ein Wun­der gehofft. Ich jeden­falls habe das.
Rich­ter: Ich ver­su­che mir die Situa­ti­on vor­zu­stel­len. Sie sit­zen also da und sehen auf die Bild­schir­me und war­ten. Wie lan­ge dau­er­te das in etwa?
Oberst­leut­nant Lau­ter­bach: 28 min.
Rich­ter: So lange?
Oberst­leut­nant Lau­ter­bach: Ja.
Rich­ter: Also fast eine hal­be Stunde?
Oberst­leut­nant Lau­ter­bach: Ja.
Transkriptauszug

  1. Gib das Gespräch zwi­schen dem Rich­ter und Oberst­leut­nant Lau­ter­bach mit eige­nen Wor­ten wieder.
  2. Erläu­te­re die Bedeu­tung der 28 min für alle betei­lig­ten Personen.
  3. Sucht nach Ver­hal­tens­al­ter­na­ti­ven für die mili­tä­ri­sche Füh­rung und sam­melt sie in einer Mindmap.
  4. Meta-Refle­xi­on: Wie­so wirkt der Gedan­ke so stark, dass die Kata­stro­phe nur mili­tä­risch gelöst wer­den kann?

Die Motive des Flugzeugführers Major Kochs

  1. Beschrei­be dei­ne per­sön­li­chen Ein­drü­cke Major Kochs mit­hil­fe der Film­se­quenz III (00:33:37 — 00:55:20). Tau­sche dich in der Lern­grup­pe dazu aus.
  2. Bestim­me die Moti­ve Major Kochs. Beach­te dabei ins­be­son­de­re sei­ne Äuße­run­gen zur Rechtslage.
  3. In 00:38:31erinnert sich Major Koch:
    „Dass ich ins Mikro­fon geschrien hät­te: ‚Es geht nicht anders!’, das ist mir über­haupt nicht in Erin­ne­rung gewe­sen. Das habe ich erst spä­ter gehört, mein Anwalt hat mir die Auf­nah­me vorgespielt.”
    Dis­ku­tiert in der Lern­grup­pe, ob die Aus­sa­ge als unbe­wuss­te Recht­fer­ti­gung des eige­nen Han­delns ver­stan­den wer­den und inwie­fern sie mit dem Schluss der Ver­tei­di­gungs­re­de Mar­tin Luthers aus dem Reichts­tag zu Worms ver­gli­chen wer­den kann.
  4. In 00:52:47 wird Major Koch von der Staats­an­wäl­tin gefragt, ob es Alter­na­ti­ven gege­ben hät­te und ob er die IRIS‑T auch gestar­tet hät­te, wenn Sein Sohn und sei­ne Frau an Bord gewe­sen wäre. Erläu­te­re die Ant­wort Major Kochs und die Reak­ti­on der Staats­an­wäl­tin im Kon­text der vor­aus­ge­gan­ge­nen Argumentationslinien.
  5. Beur­tei­le Major Kochs Über­le­gun­gen, Moti­ve und Ent­schei­dun­gen im Zusam­men­hang und hal­te dei­ne Wahr­neh­mun­gen und Über­le­gun­gen schrift­lich fest.

Die Rolle und Bedeutung der Angehörigen (Diskursethische Einflechtung)

  1. Klä­re die Bedürf­nis­se Fran­zis­ka Mei­sers, Film­se­quenz IV 00:54:21 — 01:04:53.
  2. Ori­en­tie­re dich mit­hil­fe des Wiki­pe­dia-Arti­kels zur Dis­kurs­ethik über den Vor­schlag von Jür­gen Haber­mas, dass ethi­sche Ent­schei­dun­gen immer die Inter­es­sen aller Betei­lig­ten berück­sich­ti­gen müssen.
  3. Infor­mie­re dich über den Ger­man­wings-Flug 9525 und beur­tei­le die Bedeu­tung ver­schlos­se­ner Cockpit-Türen
  4. Dis­ku­tiert in der Lern­grup­pe, ob das Gericht die Inter­es­sen aller Beteilg­ten berück­sich­tigt und inwie­fern ein Gerichts­saal als „herr­schafts­frei­er” Raum ange­se­hen wer­den kann. (Hin­wei­se von Dr. Chris­ti­an Weil­mei­er)

Phase 3: Verhaltensalternativen entwickeln

Verhaltensalternativer Ideenpool

  1. Tragt in der Lern­grup­pe die Mög­lich­kei­ten zusam­men, die im Film bis­her vor­ge­tra­gen wur­den (Zeu­gen, Staats­an­walt­schaft, Verteidigung).
  2. Hal­tet die Ergeb­nis­se im Lern­ta­ge­buch schrift­lich fest.
  3. Teilt die Lern­grup­pe auf, so dass die Argu­men­ta­ti­ons­mus­ter von Staats­an­walt­schaft und Ver­tei­di­gung inten­siv bear­bei­tet wer­den können.

Das Plädoyer der Anklage (Deontologische Argumentation)

  1. Nimm die Rede der Staats­an­wäl­tin Film­se­quenz V 01:04:54 — 01:15:13 zur Kenntnis.
  2. Struk­t­rie­re die Rede bzw. die Argu­men­ta­ti­on der Staats­an­wäl­tin mit gra­fi­scher Unterstützung.
  3. Klä­re mit­hil­fe des Arti­kels „Men­schen­wür­de als Maß­stab” den zugrun­de­lie­gen­den Gedankengang.
  4. Erläu­te­re den Ansatz der Staats­an­wäl­tin mit­hil­fe deon­to­lo­gi­scher Argu­men­ta­ti­ons­mus­ter.

Das Plädoyer der Verteidigung (Utilitaristische Argumentation)

  1. Nimm die Rede der Ver­tei­di­gung in Film­se­quenz VI 01:15:14 — 01:25:05 zur Kenntnis.
  2. Struk­t­rie­re die Rede bzw. die Argu­men­ta­ti­on der Ver­tei­di­gung mit gra­fi­scher Unterstützung.
  3. Erläu­te­re den Ansatz des Ver­tei­di­gers mit­hil­fe uti­li­ta­ris­ti­scher Über­le­gun­gen.

Expertendiskussion

  1. Bestimmt aus bei­den Grup­pen jeweils ein Exper­ten­trio, dass die Argu­men­te der Ver­tei­di­gung und der Staat­an­walt­schaft mit eige­nen Wor­ten vorträgt.
  2. Jedes Argu­ment soll von der ande­ren Par­tei gehört und geprüft werden.
  3. Zusätz­li­che Argu­men­te und unter­stüt­zen­de Ideen kön­nen schrift­lich aus der Grup­pe den Exper­ten zuge­ar­bei­tet werden.

Phase 4: Selbstvergewisserung der eigenen Normen

  1. Bestim­me vor dem Hin­ter­grund der unter­schied­li­chen Argu­men­ta­tio­nen ein wei­te­res vor­läu­fi­ges Urteil.
  2. For­mu­lie­re eine schrift­li­che Begrün­dung für dich selbst.
  3. Prü­fe, ob die zu ver­gleichs­zwe­cken her­an­ge­zo­ge­nen Bei­spie­le von Staats­an­walt­schaft („Der Wei­chen­stel­ler­fall” und „Der dicke Mann” -> 01:06:25 — 01:08:08) und Ver­tei­di­gung („Aus Men­schen­lie­be zu lügen” -> 01:15:18 — 01:16:12)
    1. dein bis­he­ri­ges Urteil unter­stüt­zen und
    2. hier ziel­füh­rend ver­wen­det wurden.
  4. Dis­ku­tie­re in der Lern­grup­pe, ob mit­hil­fe von §35 und § 49 Absatz 1 des Straf­ge­setz­bu­ches eine lebens­för­der­li­che Alter­na­ti­ve gefun­den wer­den kann.
  5. Ent­wick­le ein Gespräch zwi­schen Recht­an­walt Bieg­ler und Major Koch, ob ein Revi­si­ons­an­trag danach sinn­voll sein kann.

Phase 5: Urteilsentscheid

  1. For­mu­lie­re dein abschlie­ßen­des Urteil und begrün­de es.
  2. Nimm die Abstim­mungs­er­geb­nis­se der Lern­grup­pe zur Kenntnis.
  3. Schaut euch die jewei­li­gen Begrün­dun­gen des Rich­ters an und dis­ku­tiert das Ergebnis.

Phase 6 Adäquanzkontrolle

  1. Prü­fe dei­ne Ent­schei­dung mit­hil­fe des zusam­men­fas­sen­den Video­vor­trags von Prof. Dr. iur. Mar­tin Wacho­vi­us vom 11.04.2017 in Hof, Bay­ern: Fer­di­nand von Schirachs „Ter­ror” — Eine straf- und ver­fas­sungs­recht­li­che Belastungsprobe.

Medienethische Diskussion

  1. Dis­ku­tiert in der Lern­grup­pe, ob Video­über­tra­gun­gen aus dem lau­fen­den Pro­zess die Qua­li­tät der Urteils­fin­dung beför­dern oder behindern.
  2. Dis­ku­tiert in der Lern­grup­pe, ob und inwie­fern Dis­kus­sio­nen in den in den sozia­len Netz­wer­ken den dis­kurs­ethi­schen Ansät­zen nach Jür­gen Haber­mas entsprechen.
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Andreas Ziemer
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