Meine lieben Schülerinnen und Schüler,
die Schulgebäude haben geschlossen. Damit soll verhindert werden, dass sich das Virus zu schnell ausbreitet. So gibt es in den Krankenhäusern genug Plätze für die Menschen, die tatsächlich krank werden. Denn nicht jeder Mensch, der sich infiziert, wird auch krank. Das macht viele von uns unsicher. Denn die Viren kann man nicht sehen und einfach vertreiben. Diese Unsicherheit und Ohnmacht hat mich an unser gemeinsames Nachdenken über Gott erinnert: Ist Gott überhaupt da? Wie kann man sich Gott vorstellen? Können Gebete, gute Wünsche, Kerzen und Lieder etwas bewirken? Die folgenden Aufgaben setzen unsere Arbeiten aus dem Reli-Unterricht fort.
Schön, dass Du da bist
- An welche Person in deiner Familie denkst du in dieser Zeit besonders? Um wen sorgst du dich, weil sie schon alt ist oder weil ihre Atemwege krank sind? Welche Person fällt dir sofort ein: deine Oma, dein Opa, ein Onkel, eine Freundin deiner Eltern …?
- Gestalte für die Person, die dir besonders wichtig ist, eine A4-Seite mit dem Titel: „Schön, dass du da bist“.
Schreibe und male darauf,- was du an dieser Person magst,
- was du gern mit ihr zusammen machst,
- was sie einzigartig macht,
- was du ihr wünschst und was dir sonst alles noch einfällt, um ihr eine Freude zu machen.
- Wenn du fertig bist, bitte jemanden, ein Foto mit dir und dem Bild zu machen. Achte darauf, dass sowohl dein Kopf als auch die Liebesbotschaft gut zu erkennen sind.
Schicke das Foto an meine e‑Mail-Adresse (der Schule oder der Lehrerin) … und vor allem an die Person, für die du die „Schön, dass du da bist – Seite“ gestaltet hast. Du kannst ihr das A4-Blatt auch per Post schicken. Das Virus hält sich auf Papier nur 24 Stunden, falls du dich angesteckt haben solltest, ohne es zu merken.
Vertraue, denn der Herr hält Dich
- Beschreibe die Grafik.
- Erkläre, inwiefern sich darin Gottesbilder zeigen.
- Erzähle, was ein Mensch erlebt haben könnte, der solch eine Vorstellung von Gott hat.
Wenn ich so zurückblicke
Als ich ein kleines Mädchen war, wurde in meiner Familie regelmäßig gebetet. Am Morgen, vor dem Frühstück, las meine Mutter aus einem Heftchen einen Spruch aus der Bibel. Und dann antworteten alle: „Segne Vater, diese Speise, uns zur Kraft und Dir zum Preise.” Gemeint war Gott. Mittags gab es ein anderes Gebet. Am Abend kam sie an mein Bett und gemeinsam mit meinen Geschwistern sprachen wir das Vaterunser. Für mich war das normal, vertraut.
Sonntags gingen wir in die Kirche. Da gehörten Gebete sowieso dazu. Kurz vor Ende des Gottesdienstes gab es immer ein „Fürbittengebet”. Das war ein Gebet, in dem es um die Sorgen, Nöte und Ängste anderer Menschen ging: Für die Kranken, die Einsamen, die Arbeitslosen. Und die Pfarrerin endete mit: ” … und was unser Herz bewegt, schließen wir in der Stille mit ein.” Ich hab dann ganz leise für unsere Katze gebetet. Die war nachts draußen unterwegs und ich hatte oft Angst, dass ihr etwas passieren könnte. Ich fühlte mich durch die Fürbittengebete am Sonntag mit anderen Menschen verbunden, und ich sprach aus, was mir wichtig war.
Als ich später eine eigene Familie gründete, wollte ich natürlich auch mit meinem Mann und unseren Kindern beten: beim gemeinsamen Abendessen, vor dem Zu-Bett-gehen oder wenn wir eine lange Reise auf der Autobahn unternahmen. Dafür haben wir uns eigene Gebete ausgedacht: „Lieber Gott, wir danken Dir für dieses Essen.” oder „Behüte uns auf der Reise.” Ich habe in all diesen Momenten gespürt, dass Gott auf meine kleine Familie und mich aufpasst.
Als ich 46 Jahre war, sind mein Mann und zwei meiner Kinder durch einen schrecklichen Unfall auf der Autobahn ums Leben gekommen. Ich war mit unserem jüngsten Sohn nicht mitgefahren, weil er Fieber hatte. An diesem Abend konnte ich nicht beten. Auch kein Vaterunser. Und auch an den folgenden Tagen blieb das so. Unser Gebet um eine gute Heimkehr hatte sich nicht erfüllt. Es war einfach nur schrecklich. Wir waren allein. Und Gott war auch nicht da.
Irgendwann hab ich dann gemerkt, dass mein Jüngster und ich in den Gebeten anderer vorkamen, in den Fürbitten. Einmal zündete eine Frau extra eine Kerze für uns an. Das hat mich sehr berührt. Da entstand eine neue Art der Verbindung. Wir waren nicht mehr allein. Da sorgten sich andere Menschen um uns. Das tat unglaublich gut. Das war wunderbar. Ich konnte diesen Menschen und dann auch Gott im Gebet danken.
Wenn ich heute, mit 72 Jahren, auf mein Leben zurückblicke, bin ich mir sicher, dass ich nie aufgehört hatte zu beten. Die Art des Betens war unterschiedlich: mal lauter, mal leiser und manchmal ohne Worte. Und Gott hab ich mal mehr gespürt und mal weniger. Ich denke sogar, dass wir nie allein waren, so wie es am Ende des Vaterunsers heißt (so wie ich mir das denke und meinen Enkelkindern erkläre): ” … denn von Dir kommt das Leben und die Kraft, die man dafür braucht und alles Schöne, was darin ist, und das soll nie aufhören. Amen.”
Paula Jacobson, Wenn ich so zurückblicke
- Erzähle Paulas Erinnerungen mithilfe einer Lebenskurve nach.
- Arbeite heraus, wie sie sich Gott vorstellt und was er ihr bedeutet. Erkläre das an ihren Lebenserfahrungen.
- Formuliere ein Abendgebet, das Paula sprechen könnte.
- Stelle das Bild mit Menschen deiner Familie nach. Probiert verschiedene Positionen aus. Erstellt eine Diashow.
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