Was ist der Mensch noch, dass du seiner gedenkst?

Der Jah­res­wech­sel wird häu­fig von einer Rück­schau auf das ver­gan­ge­ne Jahr und Vor­sät­zen beglei­tet. Die Fra­ge nach den guten Vor­sät­zen, könn­te auch lau­ten: „Wer bin ich und wie möch­te ich sein?“ Stär­ker ver­all­ge­mei­nert führt uns die­se Refle­xi­on zur Fra­ge nach dem Wesen des Men­schen über­haupt. Weder auf der Ebe­ne des Indi­vi­du­ums noch auf der der Spe­zi­es las­sen sich Ant­wor­ten ohne Rela­tio­nen und Kon­tex­te fin­den. Denn eigent­lich müss­te man die obi­gen Fra­gen prä­zi­sie­ren und fra­gen, wer man für ande­re ist und sein möch­te und wel­ches Ver­hält­nis der Mensch zu sei­nen Mit­ge­schöp­fen, zur gesam­ten Schöp­fung und zu Gott hat.

Bei­de Schöp­fungs­my­then am Anfang der Bibel set­zen den Men­schen ins Ver­hält­nis zur damals bekann­ten Ord­nung und nut­zen zwangs­läu­fig und selbst­ver­ständ­lich das dama­li­ge Wis­sen über den Kos­mos. Dass der Mensch nun Kro­ne und Mit­tel­punkt der Schöp­fung sei, ist eine häu­fig anzu­tref­fen­de Ver­kür­zung, wel­che das bibli­sche Men­schen­bild nur unzu­rei­chend beschrei­ben kann. Der hier vor­ge­stell­te Video­clip „Eine über­schätz­te Spe­zi­es“ zeich­net ein völ­lig ande­res Bild, wenn er den Men­schen auf Basis unse­res heu­ti­gen Wis­sens ein­zu­ord­nen ver­sucht. Dabei machen die Autoren eigent­lich nichts ande­res als die Ver­fas­ser der bibli­schen Über­lie­fe­rung und es stellt sich die Fra­ge, wel­che Bedeu­tung bio­lo­gi­sches und kos­mo­lo­gi­sches Wis­sen für die Beant­wor­tung zen­tra­ler Fra­gen der Anthro­po­lo­gie eigent­lich hat.

Die Fra­ge, wie bedeut­sam der Mensch als bio­lo­gi­sche Art ist, unter­schei­det sich von der Fra­ge, ob mei­ne eige­ne Exis­tenz von Bedeu­tung ist. Ist die Sinn­fra­ge eine Sache des Den­kens oder des Füh­lens? Ermög­licht, erschwert oder behin­dert unser Wis­sen um die Beschaf­fen­heit der Welt reli­giö­se Sinn­stif­tung, ist sie davon abge­kop­pelt oder hat sie nicht zwin­gend eine ver­tief­te Aus­ein­an­der­set­zung mit allem was uns umgibt zur Vor­aus­set­zung. Und was ist der Mensch dann noch, wenn er gar nicht mehr so beson­ders dasteht.

Im Fol­gen­den wird der Ver­such unter­nom­men sich dem Ver­hält­nis zwi­schen beleb­tem sowie unbe­leb­tem Kos­mos und der Anthro­po­lo­gie didak­tisch zu nähern.

Kern­kom­pe­tenz: Sich mit ande­ren reli­giö­sen Glau­bens­wei­sen und nicht-reli­giö­sen Welt­an­schau­un­gen begrün­det aus­ein­an­der­set­zen, mit Kri­tik an Reli­gi­on umge­hen sowie die Berech­ti­gung von Glau­be aufzeigen.

Jahr­gang: 7 – 12

Arbeits­for­men: Mind­map­ping, Col­la­gen erstel­len, The­sen erör­tern, Film­dreh, krea­ti­ves Schrei­ben, sze­ni­sches Spiel/​Gedankenexperiment

Medi­en:

  • Kanal, in wel­chem die Kapi­tel 1 – 10 ein­zeln ange­se­hen wer­den kön­nen: Link
  • Von Affen und Men­schen” ‑Doku zum expe­ri­men­tel­len Ver­gleich der Eigen­schaf­ten und Fähig­kei­ten von Mensch und Men­schen­af­fe: Link
  • Bil­der­su­che Ego und Eco: Link
  • Krän­kun­gen der Mensch­heit: Link

Metho­di­sches Vorgehen

Der Film kann auf unter­schied­lichs­te Wei­se in ver­schie­de­ne The­men­schwer­punk­te ein­ge­setzt wer­den. Sobald es um die Begrün­dung ethi­scher Ent­schei­dun­gen oder die Sinn­stif­tung schöp­fungs­theo­lo­gi­scher Tex­te geht, kann eine Aus­ein­an­der­set­zung mit dem Clip frucht­bar sein. Ob damit ein­ge­stie­gen wird oder die Aus­ein­an­der­set­zung nach einem the­ma­ti­schen Ein­stieg erfolgt, obliegt hier der didak­ti­schen Ent­schei­dung der pla­nen­den Lehr­kraft. Im Fol­gen­den wer­den eini­ge Bau­stei­ne zur Arbeit am und mit dem Film skizziert.

Ein­stieg

Eine vor­aus­grei­fen­de Dis­kus­si­on einer bibli­schen, ethi­schen oder theo­lo­gi­schen Pro­blem­fra­ge kann die Not­wen­dig­keit auf­zei­gen sich mit dem Wesen des Men­schen aus­ein­an­der­zu­set­zen, etwa:

  • Wider­le­gen die Erkennt­nis­se der moder­nen Wis­sen­schaft den bibli­schen Schöpfungsbericht?
  • Besitzt der Mensch das Recht ande­re Tie­re zu gebrau­chen und die Natur auszubeuten?
  • Ist der Mensch die Kro­ne der Schöpfung?
  • Sind wir die Herr­scher der Natur oder wer­den wir von der Natur beherrscht?

Film­ar­beit

Mög­li­che Auf­ga­ben zur Erst­be­geg­nung mit dem Film

  • Set­ze dich mit der Grund­aus­sa­ge des Films aus­ein­an­der. Ist der Mensch unbe­deu­tend? Begrün­de dei­ne Aus­sa­ge und lei­te Schluss­fol­ge­run­gen dar­aus ab.
  • Gib dem Film und den ein­zel­nen Kapi­teln eige­ne Namen, die dei­ner Mei­nung nach bes­ser passen.
  • Erläu­te­re die beson­de­re Rol­le des 10. Kapi­tels für die Gesamt­kon­zep­ti­on des Films. Setz dich dabei auch mit dem Zusam­men­hang von Wis­sen, Sinn und Ethik auseinander.
  • Erstel­le eine Mind­map /​Col­la­ge, wel­che die Sicht des Vide­os auf den Men­schen dar­stellt. Mög­li­che Titel: „Der Mensch in Raum und Zeit“, „Der Mensch im Kos­mos“, „Was ist der Mensch?“ (Auch eine arbeits­tei­li­ge Aus­ein­an­der­set­zung mit den ein­zel­nen Kapi­teln ist hier mög­lich, falls Zeit­be­darf und Kom­ple­xi­tät redu­ziert wer­den sollen.)

Mög­li­che Ver­tie­fungs­auf­ga­ben zum Film

  • Auch die Autoren des 1. Schöp­fungs­my­thos haben für ihren Text auf die Vor­stel­lun­gen der damals bekann­ten Welt zurück­ge­grif­fen. Aktua­li­siert die­ses Welt­wis­sen in Gen1‑2,4a und setzt euch damit aus­ein­an­der, ob die Aktua­li­sie­run­gen auch die Rol­le des Men­schen im Text verändert.
  • Ver­setzt euch in die Autoren des 1. Schöp­fungs­my­thos hin­ein. Wie wür­den die­se reagie­ren, wenn man sie mit unse­rem heu­ti­gen Wis­sen über das Leben und den Kos­mos kon­fron­tiert? Wür­den Sie ihren Schöp­fungs­my­thos umschrei­ben oder ver­wer­fen? Stellt eure Über­le­gun­gen in Form eines Tex­tes (krea­ti­ves Schrei­ben, Dia­log…) oder eines sze­ni­schen Spiels um.
  • Plant in Aus­ein­an­der­set­zung mit dem Film einen eige­nen Film. Kon­zep­tio­niert wer­den kann die­ser als Fort­set­zung (Kapi­tel 11 — Ethi­sche Schluss­fol­ge­run­gen) oder als Gegen­ent­wurf, in wel­chem die Bedeu­tung des Men­schen her­vor­ge­ho­ben wer­den kann.
  • Setzt euch mit den fol­gen­den Bibel­tex­ten aus­ein­an­der: Got­tes Ant­wort aus dem Wet­ter­sturm (Hi38ff), Hiobs Ant­wort (Hi42,1 – 6) und Ps8. Wählt pas­sen­de Ver­se aus, wel­che ihr als Kom­men­tar zu einem Kapi­tel des Films bei einem erneu­ten Sehen ein­sprecht (tech­nisch: Anhal­ten oder Stumm­schal­ten mög­lich). Begrün­det im Anschluss euer Konzept.

Theo­lo­gi­sche Deu­tung und weite­re Inhalt­li­che Ver­knüp­fun­gen zum Weiterarbeiten

  • Ver­hält­nis von Glau­ben und Wis­sen, von Reli­gi­on und Natur­wis­sen­schaft, Kom­ple­men­tä­res Modell, Die soge­nann­ten Krän­kun­gen der Menschheit
  • Theo­di­zee und Natur­wis­sen­schaft als Reak­ti­on auf Abhän­gig­keit von der Natur: theo­lo­gi­sche Deu­tung der SARS-CoV-2-Pandemie
  • Men­schen­bild, Welt­bild und ethi­sche Begrün­dun­gen: Umgang mit der Natur, mit den Mit­ge­schöp­fen; Ego vs. Eco (sie­he Medien)
  • Son­der­stel­lung des Men­schen: Doku „Von Affen und Men­schen“ (sie­he Medi­en) – Tier­ethik, Spe­zie­sis­mus, Uti­li­ta­ris­mus von Sin­ger und Sin­gers Per­son­be­griff, Gre­at Ape Project
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Tobias Neumeister
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